Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #25Die Unstimmigkeiten rühren daher, daß Naturmythos und kosmische Dinge vermischt sind.
Wie ist im Altheidentum „Natur“ definiert? Bezieht es sich nur auf die äußeren Dinge hier auf unserer Erde, oder schließt es auch den Menschen mit ein?
Für mich schließt der Begriff nicht nur die Menschen mit ein, sondern auch unseren Kosmos und das gesamte Weltall. Alles ist nach natürlichen Gesetzmäßigkeiten geregelt, die von den Göttern beherrscht werden.
Es gibt die unterschiedlichsten Kreisläufe in der Natur: Tag und Nacht, Neumond und Vollmond, Sommer und Winter, Umlaufbahn der Erde und der Planeten um die Sonne, Umlaufbahn der Sonne und ihrer Planeten um das Zentrum unserer Galaxie, Umlaufbahn unserer Galaxie vermutlich um eine Zentralgalaxie, und wer weiß wie das noch so weitergeht. Und wer weiß, wie viele Universen es vielleicht noch gibt.
Wenn wir mal bedenken, daß fast 99,9% aller Sterne, die wir mit bloßem Auge am Nachthimmel sehen, Sterne unserer Galaxie sind, und wenn wir weiter bedenken, daß es Milliarden von Galaxien gibt, dann können wir über das gewaltige Ausmaß des Universums nur staunen.
Es gibt also größere und kleinere Kreisläufe in der Natur, und demnach auch größere und kleinere Auflösungen, bzw. Ragnaröks. Nach jeder Auflösung startet ein Neubeginn. Jeder Nacht folgt ein neuer Tag.
Das in der Edda beschriebene Ragnarök kann, aus meiner Sicht, als ein kleines, auf die irdischen Kreisläufe bezogenes Ragnarök gedeutet werden, oder auch als ein großes, auf die kosmischen Zeitläufe bezogenes. Oder auch auf ein mikrokosmisches auf den Menschen bezogenes. Ich würde da also keinen Unterschied machen zwischen Natur und kosmischen Dingen. Das ist alles Natur.
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #25Zwar ist es durchaus interessant, sich so etwas einmal anzusehen, es ist aber dennoch die Äußerung eines Vertreters einer doch abweichenden Religion (aus gleicher Wurzel).
Jyotish, die Vedische Astrologie, ist also okay - Ayurveda, die Vedische Naturheilkunde, aber nicht?
Ayurveda ist keine Religion, es ist eine Wissenschaft. Wissenschaft ist unabhängig von Religion. Das Gesetz der Schwerkraft, z.B., wirkt sich auf der ganzen Welt nach genau denselben Gesetzmäßigkeiten aus, ganz unabhängig von der Religion.
Wie haben denn die Germanischen Medizinmänner und Medizinfrauen den Zustand einer idealen Gesundheit definiert? Gibt es darüber Aufzeichnungen?
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi„Und das bedeutet dann in der Konsequenz, daß man nach Ihren Anweisungen handelt und so negatives Örlög (Karma) auflöst.“
Hier entstand der Eindruck, als ob negatives Karma (Örlög) durch positives Karma (Handlung) aufgelöst werden könne. Das funktioniert nach der Karma-Lehre so aber nicht, denn einmal ausgeführte Handlungen können nicht rückgängig gemacht werden. Die Auswirkungen der Handlungen, egal ob gut oder schlecht, werden auf den Verursacher der Handlungen irgendwann zurückfallen, wenn nicht in diesem Leben, dann in einem nächsten. Wenn aber das positive Karma überwiegt, dann werden auch die positiven Auswirkungen überwiegen, so daß die Auswirkungen von negativem Karma weniger ins Gewicht fallen. Erst bei einem Selbstverwirklichtem Menschen haben die Auswirkungen, von sowohl gutem-, als auch schlechtem Karma, keine bindende Wirkung mehr. Er handelt unabhängig davon. Die Auswirkungen von negativem Karma sind Schmerz, Leid, Krankheit, Mißerfolg usw., und die Auswirkungen von gutem Karma sind Gesundheit, Lebensfreude, Glück, Erfolg usw.
Aus diesem Grund kann ich z.B. mit der christlichen Leidensphilosophie nicht viel anfangen, denn für mich bedeutet Gottesnähe, oder Götternähe mehr Freude, Freiheit, Glück, Gesundheit, Weisheit und Erfolg im Leben.
Wenn ich Berichte über unsere Germanischen Vorfahren lese, dann entnehme ich daraus, daß sie ein sehr freiheitsliebendes, glückliches, starkes und gesundes Volk waren. Ich gehe deshalb davon aus, daß sie nicht die Erfinder der christlichen Leidensphilosophie waren und auch nicht im Sinn hatten, ihre Sinne abzutöten.
ZitatWie ist im Altheidentum „Natur“ definiert? Bezieht es sich nur auf die äußeren Dinge hier auf unserer Erde, oder schließt es auch den Menschen mit ein?
Natur und Kosmos sind eins; mit Naturmythen meint man jedoch eher die Dinge, welche mit den irdischen, jahreszeitlichen Abläufen zu tun haben. Unsere Mythen sind sowohl Astral- wie auch Naturmythen, beziehen sich also sowohl auf Ereignisse auf der Erde wie auch im Kosmos (Gestirne usw.).
Dass Örlög oder Urlac ist das Schicksal und ist weder negativ noch positiv; es ist einfach wie es ist.
ZitatJyotish, die Vedische Astrologie, ist also okay - Ayurveda, die Vedische Naturheilkunde, aber nicht?
Alle verwandten Lehren sind interessant und können neue Erkenntnisse bringen, aber wir haben uns festgelegt auf das Altheidentum unserer Vorfahren. Hier finden wir mit andern Systemen Übereinstimmungen, aber auch Unterschiede.
Ich erinnere mich an die Zeit in Berlin, da bin ich mit vielen Esoterikern zusammengekommen. Es waren meist völlig ungeerdete Menschen, die alles durcheinanderwarfen und nirgends eine Heimstätte hatten. Man nannte sie auch "spirituelle Irrlichter", weil sie herumirrten um das Licht zu finden. Sie pilgerten zu den Indianern und erhielten dort die Weisung, sich ersteinmal mit den Göttern, Mythen und Bräuchen ihres Volkes zu befassen, wenn dann noch etwas fehlt, sollten sie wiederkommen zu den Indianern. Das wollten diese Irrlichter natürlich nicht hören und sie kamen nicht zu den damaligen Heiden. Stattdessen drifteten sie in den Kommerz ab, verkauften Samadhi-Tanks und teure Reiki-Seminare, Aura-Sichtbrillen und Klangschalen. Mir taten diese Leute immer Leid. Wir wollten es anders machen, wir wollten uns auf das alte Heidentum der Vorfahren beziehen und nicht nach einer universalen Esolehre suchen, die es ja gar nicht gibt. Wenn uns also die altheidnische Überlieferung etwas anders lehrt, als andere Religionen oder die Esoterik, dann wollten wir uns klar zum Altheidentum bekennen. Der Grund ist, daß wir davon ausgehen, daß unsere Vorfahren zu einem großen Teil medial waren, daß viele Menschen damals das "zweite Gesicht" hatten oder "Spökenkieker" waren. Sie konnten Gottheiten und Geister sehen und damit auch erkennen, ob ein Ritual wirksam war, oder nicht. Sie erfuhren von den Gottheiten die Mythen (Völuspá bedeutet: "Offenbarung/Weissagung einer Seherin") und deswegen ist diese Überlieferung viel wertvoller als z. B. die Bibel, an der ja Menschen gearbeitet haben, die alte Mythen (etwa Gilgamesch) umschrieben und umfälschten. Und auch in den indischen Quellen ist nicht alles authentisch, deswegen muß man schon auch immer etwas vorsichtig sein. Wir haben nur das Problem, daß uns die Entschlüsselung der heidnischen Mysterien nur teilweise gelingt. Aber damit können wir gut leben.
ZitatHier entstand der Eindruck, als ob negatives Karma (Örlög) durch positives Karma (Handlung) aufgelöst werden könne. Das funktioniert nach der Karma-Lehre so aber nicht, denn einmal ausgeführte Handlungen können nicht rückgängig gemacht werden.
Das ist die indische Karma-Lehre. Ich gehe davon aus, daß ein negatives Örlög durch Sinneswandel gelöst werden kann. Beispiel: Ein Vermieter drangsaliert seine Mieter, wirft einige raus und bringt sie damit in große Not. Wenn er sein Denken in diesem Leben nicht ändert, wird er im nächsten Leben selbst Mieter sein, und unter einem entsprechenden Vermieter leiden, bis er begriffen hat, daß man so nicht handeln darf. Im dritten Leben wird er dann vielleicht wieder Vermieter und in die Versuchung kommen, seine Mieter zu schikanieren. Widersteht er aber dieser Versuchung, ist das negative Örlög aufgelöst. Aber er hätte schon im ersten Leben seine Fehler einsehen können, und sich mit den schikanierten Mietern einigen können, dann wäre ihm kein negatives Örlög entstanden.
Noch etwas zu Leid, Krankheit, Mißerfolg usw. In unserer Welt existiert das Gute nur dadurch, daß es auch das Böse gibt. Der Tag wäre nicht erfahrbar, gäbe es nicht die Nacht. Wenn es immer Tag wäre, wäre das der Normalzustand und wir hätten gar kein Wort für "Tag", weil er für uns gar nicht existieren würde. Erst wenn der Zustand sich ändert, merken wir, was wir zuvor hatten. Erst wenn die Nacht kommt, können wir den Tag würdigen und erkennen. Umgekehrt die Nacht auch. So gibt uns dieser Wechsel der Gegensätze Erkenntnisse und auch Ziele: Wenn es Nacht ist, können wir uns auf den nächsten Tag freuen, wenn es Tag ist, können wir von der Ruhe der Nacht träumen. Beides würde also allein gar nicht existieren. Und deswegen braucht es Krankheiten, weil sonst die Gesundheit für uns nicht faßbar wäre, es braucht Mißerfolg, sonst könnten wir uns nie über Erfolg freuen, ja es braucht Leid, damit es Freude gibt. Ohne das Negative existierte auch das Positive nicht und wäre die Welt furchtbar langweilig. Wir könnten uns nicht zwischen zwei Polen positionieren, wir hätten kein Ziel und keinen Ausgangspunkt, keine Lernmöglichkeit, kein positives oder negatives Vorbild. Deswegen ist die christliche ewige Seligkeit identisch mit einer ewigen Hölle, es wäre ein Zustand des Stillstandes, wo es keine Hoffnung auf Änderung oder Entwicklung (meinetwegen auch Rückentwicklung) gibt. Ich bin davon überzeugt, daß unser spiritueller Entwicklungsweg mit einem Kometen wie dem Halleyschen zu vergleichen ist: Wir sind irgendwo im dunklen Weltall und sind auf dem Wege zum Licht (zu den Göttern). Wenn wir diesen Weg gegangen sind, sind wir also bei den Göttern wie der Halley, wenn er um die Sonne kurvt. Aber dann wollen wir wieder auf den Weg gehen, neue Erkenntnisse gewinnen und gehen aus der Götterwelt in Richtung des Dunkels, wie Wodan, als Er vom Weltbaum niedersank oder zu der Völva des Totenreiches reiste. So wäre unsere Entwicklung ein ständiger Wechsel der Richtung, Zum Licht und vom Lichte, wobei wir immer neue Erkenntnisse gewinnen und Erfahrungen machen.
In der Gautreks saga wird dem Starkad sein Örlög von den Göttern verkündet (domendr skyldi doema örlug). Starkad gelangt auf Insel, wo in einem Walde Odinn und 11 andere Götter auf ihren Gerichtsstühlen sitzen. Weil Thorr der Mutter Starkads zürnte, sprach dieser Gott zuerst und verkündete, daß Starkad keine Nachkommen haben solle. Dann sprach Odinn und verkündete dem Starkad die besten Kleider und Waffen. So geht es dann im Wechsel weiter. Die Götter verkünden uns also unser Schicksal/Örlög, und je nachdem ob ein Gott uns gut oder übel gesonnen ist, erhalten wir unser Örlög, also unser Urteil, dementsprechend. Wir wir sehen kann ein Gott auch unseren Eltern zürnen oder wohlgesonnen sein und sich dieses auf unser eigenes Örlög auswirken. Und es sind nicht immer alle Götter an der Vergabe des Örlög beteiligt, sondern nur die, welche ein besonderes Verhältnis zum Geborenen oder zu dessen Sippe haben, im Guten wie im Schlechten. Auch die Nornen vergeben Örlög, oder besser gesagt: sie messen es uns zu, legen die Schicksalslose. Wir erhalten ein Urteil, d. h. uns wurde etwas zugeteilt.
Das Wort Örlög, das "Urgesetz, Urgelegte, Urteil" heißt ahd. urlac, mhd. urliuge, urlouge, as. orläg, holl. oorlog. Das nd. Orlogschip bezeichnete das Kriegsschiff, weil dieses in der Schlacht über das Schicksal entschied. Der Krieg wurde allgemein oft als örlög im Sinne von Verhängnis, Urteil bezeichnet.
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #28Wir haben nur das Problem, daß uns die Entschlüsselung der heidnischen Mysterien nur teilweise gelingt. Aber damit können wir gut leben.
Wenn ich dabei etwas helfen kann, dann würde mich das freuen. Ich kenne mich mit Yoga recht gut aus, und damit meine ich jetzt nicht nur die Körperübungen, denn die sind nur ein Teil vom Yoga. Yoga ist keine Religion, sondern eine Wissenschaft des Bewußtseins. Der Sanskrit Name dafür lautet „Darshana“, das Gesehene. Es ist also das, was die alten indischen Seher vor 5000 Jahren gesehen haben, so wie die heidnischen Seher in Europa eben auch Dinge gesehen haben. Manchmal könnte es hilfreich sein, die heidnischen Schriften von einem etwas anderen Blickwinkel zu betrachten. Vielleicht werden dabei Dinge entdeckt, die man zuvor übersehen hatte. Gleichzeitig ist es auch für mich interessant, weil ich mich dadurch intensiver mit der Edda beschäftige und dadurch neue Dinge lerne und erfahre. Meine Beiträge verstehe ich als in diese Richtung gehend. Es geht mir also nicht darum, irgendetwas zu kritisieren, sondern um Wahrheitsfindung. Unter Wahrheit verstehe ich letztendlich das, was sich nicht verändert, was ewig gleich bleibt. Denn wenn sich etwas verändert, dann kann es nicht wahr sein, weil es schon im nächsten Moment nicht mehr existiert. Es ist dann nur ein Phänomen, eine Erscheinung.
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #28Ich gehe davon aus, daß ein negatives Örlög durch Sinneswandel gelöst werden kann.
Kann Örlog, das Schicksal (die Auswirkungen des Karmas, das uns zurück-geschickt wird), wirklich abgeändert werden, oder ist von den Nornen alles vorherbestimmt? Meiner Meinung nach ist, von einer höheren Warte aus betrachtet, alles vorherbestimmt. Die Nornen entscheiden, welche Auswirkungen unserer Handlungen aus unzähligen Leben, in diesem Leben zu uns zurück-geschickt werden. Sie haben das Schicksal für unser jetziges Leben bestimmt, oder gewoben. Durch Schicksalsglauben werden wir nicht untätig. Unsere eigene Natur wird uns immer wieder zum Handeln antreiben. Odin, obwohl er sein Schicksal genau kannte, ist nicht plötzlich untätig geworden, sondern er hat genau so gehandelt, wie es vom Schicksal vorgesehen war.
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #28Noch etwas zu Leid, Krankheit, Mißerfolg usw. In unserer Welt existiert das Gute nur dadurch, daß es auch das Böse gibt. Der Tag wäre nicht erfahrbar, gäbe es nicht die Nacht.
Das stimmt, unsere relative Welt ist durch Dualität und durch ständige Veränderung gekennzeichnet. Weil sie sich ständig verändert, kann sie nicht wahr sein, wie oben erläutert. Die Wahrheit muß sich demnach jenseits der relativen Welt befinden, in einem Bereich, der die Welt transzendiert.
Zitat von Catrin im Beitrag #29Und genauso lehrt es uns Odinn, der, obwohl er ja schon der Höchste ist, immer neue Erkenntnisse gewinnt und neue Weisheit erfährt
Wenn dem so ist, dann dürften wir die Edda aber nicht als eine absolute Wahrheit betrachten, denn sie wurde ja schon vor hunderten von Jahren niedergeschrieben, und vorher ganz sicher auch mündlich überliefert. In der Zwischenzeit hätte Odin also neue Erkenntnisse und Weisheiten erfahren, die in der Edda noch nicht enthalten sind. Mit anderen Worten, die Edda wäre nicht auf der Höhe der Zeit, nicht auf dem neuesten Wissensstand.
Zitat von Catrin im Beitrag #1In der Gautreks saga wird dem Starkad sein Örlög von den Göttern verkündet (domendr skyldi doema örlug).
Das würde ich aber nicht so deuten, daß die Götter das Örlög bestimmen. Die Nornen spinnen (bestimmen) doch das Örlög, und die Götter verkünden es dann, bzw. teilen es aus. Auch die Götter haben ein Örlög, daß von den Nornen gesponnen wurde. Odin wußte ja von seinem Schicksal, z.B., daß er vom Fenriswolf beim Ragnarök getötet wird.
ZitatUnter Wahrheit verstehe ich letztendlich das, was sich nicht verändert, was ewig gleich bleibt. Denn wenn sich etwas verändert, dann kann es nicht wahr sein, weil es schon im nächsten Moment nicht mehr existiert. Es ist dann nur ein Phänomen, eine Erscheinung.
Alles ist im Wandel, ändert sich, entwickelt sich. Vielleicht ist gerade dieser Wandel die Wahrheit, das ewiges gültige Naturgesetz. Außerdem ist Zeit nicht linear, sondern sie umschließt uns eher wie eine Kugel von allen Seiten.
ZitatWenn dem so ist, dann dürften wir die Edda aber nicht als eine absolute Wahrheit betrachten, denn sie wurde ja schon vor hunderten von Jahren niedergeschrieben, und vorher ganz sicher auch mündlich überliefert.
Die Menschen der damaligen Zeit konnten zwar die Mythen durch die damals bekannten Bilder ausdrücken, doch ist das ja nur eine äußere Form. Wenn die Mythen die Gesetze von Natur und Kosmos beschreiben, sind sie sowieso zeitlos und immergültig.
ZitatKann Örlog, das Schicksal (die Auswirkungen des Karmas, das uns zurück-geschickt wird), wirklich abgeändert werden, oder ist von den Nornen alles vorherbestimmt?
Ein großer Teil ist vorherbestimmt (manche glauben etwa 3 Viertel), während wir den anderen Teil frei gestalten können und damit neues Örlög schaffen.
ZitatDas würde ich aber nicht so deuten, daß die Götter das Örlög bestimmen.
Das muß man nicht deuten, denn es steht so da. Thorr sagt: "Das schaffe ich ihm ...." (Þat skapa ek honum). Thorr schafft ihm also das Schicksal. Er verkündet es nicht, sondern er erschafft es. Und zwar übles Örlög, weil Thorr zornig auf die Vorfahren des Gautrek war. Der Großvater Gautreks war ein achtarmiger Riese gewesen. In diesem Falle war also keine Norne daran beteiligt.
Óðinn weiß sein Schicksal, weil es ihm eine Seherin voraussagt. Auch das hat wieder nichts mit den Nornen zu tun.
In den Breta Sögur wird klar gesagt, daß die Götter das Schicksal schaffen. Die Nornen sind den Göttern untergeordnete Wesen (nach einer isländischen Überlieferung sind Sie Töchter der Freyja), die das von den Göttern bestimmte Schicksal zuteilen. Das ergibt sich auch daher, daß die Nornen mit Losen das Schicksal erkunden. Beim Losen (mit Runen) wendet sich der Losende an höhere Wesen. Die Nornen am Weltbaum erfahren also mit Ihren Losen das, was die Götter im Götterrat jeweils beschlossen haben. Würden die Nornen über den Göttern stehen (wie sich das offenbar einige Griechen dachten), bräuchten Sie nicht zu Losen. Die Götter schaffen Sich Ihr eigenes Schicksal selbst. Ihr Schicksal ist nur eine Folge Ihrer Handlungen.
ZitatMeiner Meinung nach ist, von einer höheren Warte aus betrachtet, alles vorherbestimmt.
Wäre alles vorherbestimmt, dann würde unser Leben wie mechanisch ablaufen, ohne daß wir etwas ändern könnten (bzw. was wir vermeintlich ändern, ist in Wahrheit auch genauso vorherbestimmt). Unser Leben wäre dann sinnlos, unser freier Wille bestünde nicht, wir wären Automaten.
Wir gehen davon aus, daß ein Teil unseres Schicksals vorherbestimmt ist (unter Einbeziehung unseres eigenen Örlögs), ein anderer Teil ist frei, das sind die Prüfungen oder Ereignisse im Leben, denen wir begegnen. Der Astrologe spricht vom Geburtshoroskop und von Transiten. Wir handeln also in einer bestimmten "Bandbreite", innerhalb der wir frei entscheiden können. Wir sehen es auch an medialen Durchgaben, daß zuweilen etwas geschieht, was die spirituelle Welt so nicht gewollt hat.
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #9Die Götter schaffen Sich Ihr eigenes Schicksal selbst. Ihr Schicksal ist nur eine Folge Ihrer Handlungen.
Wenn das Schicksal der Götter eine Folge ihrer Handlungen ist, warum soll es dann bei den Menschen anders sein? Je nach dem, ob eine Handlung negativ oder positiv ist, so wird das entsprechende Schicksal sein - das an den Verursacher der Handlung zurück-geschickte Karma. Da spielt es aus meiner Sicht keine Rolle, ob der Empfänger ein Gott oder ein Mensch ist.
Der Unterschied zu den Göttern besteht darin, daß sie einen viel größeren Überblick über die Auswirkungen ihrer Handlungen haben. Deshalb ist es für sie leichter, im Einklang mit den Naturgesetzen zu leben.
Wenn wir davon ausgehen, daß es eine Wiedergeburt gibt, und daß unsere Seelen schon viele tausende Inkarnationen durchlebt haben, dann hat sich inzwischen bei jedem Menschen ein riesiger Karma-Berg angehäuft, den man in einer einzigen Inkarnation gar nicht mehr abtragen kann. Für die nächste Inkarnation nimmt man deshalb nur ein Köfferchen Karma von diesem riesigen Karma-Berg mit.
Aber wer bestimmt, was in den Koffer gepackt wird?
Je höher eine Seele entwickelt ist, desto besser wird sie ihre Situation in der nächsten Inkarnation einschätzen können, und desto mehr wird sie mitbestimmen können, welches Karma sie für die nächste Inkarnation mitnimmt. Den Rest bestimmen dann die Götter.
Wenn eine Seele noch jung und unerfahren ist, dann bestimmen die Götter vermutlich das meiste, oder auch alles. Wenn Ihr also sagt, „die Götter bestimmen das Schicksal“, dann habt ihr wahrscheinlich recht. Ich denke das jetzt auch.
Die Nornen sehe ich als diejenigen, die unsere Handlungen und dadurch unser Schicksal spinnen, ähnlich wie die drei Gunas aus der Vedischen Literatur. Aber sie bestimmen nicht, welches Schicksal aus dem Karma-Berg wir in einer bestimmten Inkarnation durchleben müssen.
Die gesamte manifestierte Welt und der Vorgang ihrer Evolution besteht, nach vedischer Vorstellung, aus dem Zusammenspiel der drei Gunas: Sattva (Reinheit), Rajas (Aktivität) und Tamas (Trägheit) - in der nordischen Mythologie personifiziert durch die drei Nornen, Urd (Schicksal), Verdandi (das Werdende) und Skuld (Schuld). In Urds Brunnen schwimmen zwei weiße Schwäne, die man vielleicht auch als ein Symbol für Urds Reinheit deuten könnte.
Verdandi ist Aktivität, die für die Manifestation von neuen Evolutionsstufen notwendig ist. Urd und Skuld erhalten dabei die Bewegungsrichtung aufrecht.
Urd ist die Kraft, die den neuen Zustand entwickelt und Skuld ist die hemmende Kraft, die am vorherigen Zustand festhält, damit er die Basis für den neuen Zustand bilden kann. Keine Norne kann für sich allein bestehen, sondern nur im Zusammenspiel mit den beiden anderen.
Ergibt diese Entsprechung aus Eurer Sicht einen Sinn? Könnte man das im Altheidentum so akzeptieren?
ZitatAber wer bestimmt, was in den Koffer gepackt wird?
Wie das Leben eines Menschen verläuft, hängt zum großen Teil von dem ab, was ihm die Götter und Nornen geschaffen bzw. zugemessen haben. Die Gautrek saga ist ein gutes Beispiel dafür, wie zwei der Götter das Schicksal dem Gautrek schaffen. So ist es auch mit den Nornen, die dem Menschen zumessen, ihm Schicksalslose legen. Manche Nornen sind einer Person gut gesonnen, manche übel. Daher achtet ein Heide auf ein gutes Verhältnis zu den Göttern und Nornen, opfert ihnen fleißig und befolgt die Lebensregeln, soweit es möglich ist.
Zitat von Catrin im Beitrag #12So ist es auch mit den Nornen, die dem Menschen zumessen, ihm Schicksalslose legen.
Wie Geza schon sagte, sind die Götter für das Ergebnis der Los-Befragung verantwortlich.
Deshalb würde ich unterscheiden, zwischen dem Bestimmen was in den Schicksalskoffer gepackt wird und dem Weben des Schicksals.
Das Weben des Schicksals würde ich mit den Handlungen einer Person gleichsetzen. Durch die Handlungen wird das Karma, das Schicksal gewebt.
Die Götter bestimmen was in den Schicksalskoffer für die nächste Inkarnation gepackt wird, und die Nornen weben das Schicksal, bestimmen aber nicht den Zeitpunkt, wann es sich auswirkt.
Hier die Überlieferungen zu den Nornen in Bezug auf das Schicksal der Menschen.
Völuspá:
Urð hétu eina, aðra Verðandi, - skáro á skíði, - Skuld ina þriðio; þær lǫg lǫgðu, þær líf kuru alda bǫrnum, ørlǫg seggia.
Hier wird gesagt, daß die drei Nornen Urð, Verðandi und Skuld Stäbe schnitten, Lose legten, das Leben der Menschen bestimmten und deren Örlög verkündeten.
Gylfaginning 15:
Góðar nornir ok vel ættaðar skapa góðan aldr, en þeir menn, er fyrir ósköpum verða, þá valda því illar nornir.
Hier wird gesagt, daß gute Nornen eine gute Lebenszeit (góðan aldr) schaffen und üble Nornen Unglück (ósköpum).
In der Helgakviða Hundingsbana heißt es:
Nótt varð í bæ, nornir kómu, þær er öðlingi aldr of skópu; þann báðu fylki frægstan verða ok buðlunga beztan þykkja.
Hier schaffen die nächtlich erscheinenden Nornen dem Edling die Lebenszeit, verleihen ihm Ruhm und bestimmen ihn zum besten Fürsten.
ZitatKönnte man das im Altheidentum so akzeptieren?
Lieber Herbert, es gibt bei uns keine festen Regeln, die man akzeptiert oder nicht. Jeder entscheidet selbst, was er für sich aus den Überlieferungen übernimmt oder ablehnt und wie er etwas deutet. Deswegen ist Dein Gedanke interessant und steht als eine Deutungzur Bereicherung hier. Wer mitliest, und wem diese Deutung gefällt, der akzeptiert sie für sich. Wer nicht, der läßt es bleiben. Für die Gemeinschaft gilt als verbindende Grundlage die Überlieferung. Die Deutungen sind völlig frei und individuell oft verschieden.
Mir ist ein anderer Gedanke wichtig: Wir sind mit unserem Örlög/Karma-Koffer nicht der Welt hilflos ausgesetzt. Wir wissen, daß man den Nornen geopfert hat (nach der Geburt, vgl. Dornröschen, zu den jährlichen Geburtstagen, zum neuen Jahr oder bei der Hochzeit). Die Opferspeise nach der Geburt heißt daher noch "Nornagreytir" (Nornengrütze). Wenn man also den Nornen opfert, hat man damit auch einen Zweck verbunden. Und der bestand darin, daß die Nornen einem gnädig und wohlgesonnen sein mögen, damit man ein gutes Schicksal erhält. Es ist also nicht unabänderlich vorherbestimmt. Das Dornröschen-Märchen lehrt aber auch, daß manchmal ein schlechtes Örlög (der Tod Dornröschens) nicht aufgehoben, sondern nur abgemildert werden kann (zum 100jährigen Schlaf). Wer also erhofft, auf diese Weise sein negatives Karma ganz loszuwerden, der irrt. Man kann wohl nur den Zeiger innerhalb der Bandbreite des eigenen Karmas in Richtung der besseren Seite etwas verrücken (d. h. man bittet die Nornen, es zu tun - ob Sie das machen wollen, entscheiden Sie allein).
Zitat von Catrin im Beitrag #14Hier die Überlieferungen zu den Nornen in Bezug auf das Schicksal der Menschen.
Danke, Catrin, für die Quellenangaben!
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #15Mir ist ein anderer Gedanke wichtig: Wir sind mit unserem Örlög/Karma-Koffer nicht der Welt hilflos ausgesetzt.
Hier taucht eine grundsätzliche Frage auf, die schon zu allen Zeiten alle wahrheitssuchenden Menschen bewegt hat: Wer sind wir? Wer bin ich?
In einem vorigen Beitrag hatten wir schon festgestellt, daß sich in unserer äußeren materiellen Welt ständig alles verändert. Nichts bleibt gleich, alles ist im Fluß. Die äußere Welt ist deshalb nur ein Phänomen, eine Erscheinung.
Renommierte Quantenphysiker gehen mittlerweile davon aus, daß sich das gesamte Universum aus einem Einheitlichen Feld aller Naturgesetze, das auch mathematisch nachweisbar ist, entwickelt hat. Dieses Einheitliche Feld aller Naturgesetze befindet sich jenseits von allen atomaren und subatomaren Teilchen. Es ist kein materieller Bereich mehr, sondern führende Wissenschaftler halten es für identisch mit dem Bereich reinen Bewußtseins. Ein Feld reinen Bewußtseins, das sich nicht verändert und ewig dasselbe bleibt.
Da wir nicht getrennt vom Universum-, sondern ein Teil von ihm sind, können wir deshalb davon ausgehen, daß dieser Bereich reinen Bewußtseins auch unser Ursprung ist. Wir sind in unserem innersten Wesenskern reines Bewußtsein. Das ist das Selbst eines jeden von uns.
Jetzt meine ich Einwände zu hören: „Ja aber in der Edda steht doch, daß uns die Götter aus Baumstämmen erschaffen haben, die sie am Strand gefunden haben.“
Auch hier denke ich, daß es darauf ankommt, wie wir die Bildersprache der Edda interpretieren. Wenn ich Baumstämme lese, dann könnte das z.B. wieder ein Bild für die Wirbelsäule sein. Daß sie am Strand gefunden wurden, ist untypisch für Bäume, da sie normalerweise nicht am Strand wachsen. Aber sie könnten aus dem Ozean angespült worden sein. Der Ozean könnte eine Analogie für das Einheitliche Feld aller Naturgesetze sein, dem Bereich reinen Bewußtseins. Ein unbegrenzter Bewußtseins-Ozean. Die ersten Wirbeltiere sind, nach wissenschaftlicher Lehrmeinung, im Ozean entstanden und dann von dort an Land gegangen. Mit Hilfe der Götter ist dann die Evolution bis hin zum Menschen weiter fortgeschritten.
Wir sind dem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert. Wir sind ihm nur hilflos ausgeliefert, wenn wir unseren eigenen Ursprung, unser innerstes Wesen, unser Selbst vergessen haben, weil wir uns mit der äußeren Welt identifizieren. Unserer eigentliches Selbst bleibt dann, wie hinter einem Vorhang, verborgen. Diesen Vorhang gilt es zu lüften, denn dann kann uns kein Schicksal etwas anhaben. Das Selbst ist ewig und unsterblich.
Den Göttern und Nornen zu opfern ist sicherlich gut! Das ist auch meine Meinung. Dadurch können wir ihren Segen für ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Leben erlangen.
Dabei sollten wir allerdings auch bedenken, daß die Götter und Nornen nicht nur in der äußeren Welt beheimatet sind, sondern auch in unserem individuellen Mikrokosmos, sowohl auf geistiger wie auch auf physischer Ebene. Der Neurologe Professor Toni Nader hat zum Beispiel auf physischer Ebene eine kosmische Zuordnung der neun Planeten zu den Basalganglien, Thalamus und Hypothalamus festgestellt. Die Anordnungen und Funktionen dieser Gehirnareale weisen eine verblüffende Entsprechung zu den neun Planeten auf:
Sonne = Thalamus; Mond = Hypothalamus; Mars = Nucleus ruber; Pars compacta der Substantia nigra; Merkur = Subthalamus; Jupiter = Globus pallidus; Venus = Pars reticularis der Substantia nigra; Saturn = Putamen; Rahu = Kopf des Nucleus caudatus; Ketu = Schwanz des Nucleus caudatus. Auf geistiger Ebene befinden sich die Götter im feinsten Bereich der relativen Welt. Wenn es uns gelingt, unser geistiges Auge, das sogenannte dritte Auge, zu aktivieren, dann können wir die Götter und andere feinstoffliche Wesen auf diesen feineren Ebenen wahrnehmen und mit ihnen kommunizieren.
Die drei Nornen befinden sich an der Wurzel unseres Lebensbaums. Wir entwickeln unser geistiges Auge, indem wir unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken und feinere und feinere Bereiche unseres Denkens erfahren, bis hin zum feinsten Bereich, bis hin zu unseren Wurzeln, bis wir schließlich auch diesen Bereich noch überschreiten.
Durch Erfahrungen dieser Art werden wir im Laufe der Zeit mit den feineren geistigen Bereichen vertraut und können direkten Kontakt mit den Göttern und Nornen aufnehmen und in zunehmendem Maße ein Leben im Einklang mit allen Naturgesetzen, den Gesetzen der Götter, führen.
Bei mir geschieht die geistige Innenschau durch Meditation. Den Vorgang der Meditation betrachte ich deshalb als eine Opferhandlung. Ein Opfer ist eine Handlung, welche die Evolution befördert, die uns in Einklang mit den Gesetzen der Götter bringt und die den Vorhang lüftet, hinter dem unser Selbst verborgen ist.
Ich wünsche Euch allen ein Frohes und Erfolgreiches Froblot! Gruß, Herbert
der Versuch, die mythologischen in irgendeiner Form mit den Theorien der Naturwissenschaften in Einklang zu bringen (d. h. mit dem "Wissen" der Naturwissenschaften in der Tasche die Eddamythen deuten) muß scheitern. Denn einmal sind es nur Theorien, die sich alle paar Jahre ändern. Findet man eine halbwegs stimmige Deutung von Wissenschaftstheorie und Eddabilder und ist darüber glücklich, hat die Wissenschaft diese Theorie vielleicht längst verworfen. Wir würden hier nur immer wieder erneut einer gerade propagierten Theorie nachlaufen und müßten unsere Deutungen alle 10 Jahre ändern, was uns unglaubwürdig macht. Die Wissenschaften beschreiben nur die sichtbare, materielle Welt, unsere Mythologie aber handet von der unsichtbaren, spirituellen Welt.
So interessant eine Deutung auch immer sein mag, Wissenschaft und Mythologie zusammenzubringen gleicht der Quadratur des Kreises. Und zeigt, daß wir von der materiellen Welt so beeinflußt sind, daß wir dieser "Ersatzreligion" unsere Mythologie unterordnen. Dann haben wir die heidnische Religion ber nicht wirklich.
Alles ist wahr.
Mythologie ist Wahr, geschieht, ist Realität. Götter zeigen Sich (z. B. im Traum auch von Leuten, die noch nie etwas von Göttern gehört haben). Wissenschaft ist immer materiell und von unserem Standpunkt aus oberflächlich.