die Strophe, die Du anführst, ist die Strophe 122, und Deine Übersetzung stammt von Karl Simrock und ist recht ungenau. Es gibt seit 2008 mein Buch "Kommentar zu den Götterliedern der Edda Teil 1 - Die Odinslieder" in dem Du eine korrigierte und genauere Übersetzung findest (s. 218). Damit wir unsere Religion nicht auf ungenaue oder sogar falsche Übersetzungn stützen müssen.
Die Strophen 122 und 123 lauten richtiger:
>Das rat ich, Loddfáfnir, vernimm die Lehre, Wohl dir, wenn du sie merkst, Heil dir, wenn du sie befolgst: Mit unklugen Affen sollst du nicht Worte wechseln.
Von albernem Mann magst du niemals Für Gutes Lohn erlangen. Nur der Wackere mag dir erwerben Guten Leumund durch sein Lob.<
Und nun, denke ich, sind die Strophen doch verständlich. Interessant ist, daß da tatsächlich die in Germanien nicht vorkommenden Affen erwähnt werden (wie in Hávamál 75 und Grimnismál 34) als Symbole für dumme Menschen. Wenn Dich ein Dummer (unkluger, alberner) Mann lobt, ist so ein Lob nichts wert, wenn dich aber ein Wackerer (guter, kluger, rechtschaffener) Mann lobt, zählt dieses Lob. Denn die Dummen können gar nicht beurteilen, ob man gut oder schlecht ist, sie sind ja dumm und Einsicht ist ihnen nicht gegeben.
Also in den Eddafassungen, die ich kenne, ist es auch Strophe 123.
Zitat122. Altem Freunde sollst du der erste Den Bund nicht brechen. Das Herz frisst dir Sorge, magst du keinem mehr Deine Gedanken all.
123. Das rat ich, Loddfafnir, vernimm die Lehre, Wohl dir, wenn du sie merkst. Mit ungesalznem Narren sollst du Nicht Worte wechseln.
124. Von albernem Mann magst du niemals Guten Lohn erlangen. Nur der Wackere mag dir erwerben Guten Leumund durch sein Lob.
Ich würde die Strophe so deuten, dass man nicht mit Menschen sprechen soll, von denen man weiß, dass es keinen Zweck hat. Das Salz würde ich auf die verlängerte Haltbarkeit der Speisen beziehen, wenn man sie damit behandelt oder eingelegt hat. Also deine Worte bleiben nicht lange erhalten bei diesen Menschen. Von daher lohnt sich die Konversation nicht mit solchen Menschen.
Nachtrag:
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #2 Interessant ist, daß da tatsächlich die in Germanien nicht vorkommenden Affen erwähnt werden (wie in Hávamál 75 und Grimnismál 34) als Symbole für dumme Menschen.
Das macht in dieser Übersetzung ebenfalls Sinn. Es bringt einfach nichts mit dummen Menschen zu diskutieren. Ich habe auch noch herausgefunden, dass man auch Betrunkene, als vom Affen besessen, bezeichnete. http://www.wissen.de/wortherkunft/affe
ZitatAndere Herleitungen führen die angebliche Trunksucht des Affen oder die Vorstellung, ein betrunkener Mensch sei von einem Affen besessen, an.
Das macht ebenfalls Sinn, weil man mit Betrunkenen auch nicht diskutieren kann.
ZitatAlso in den Eddafassungen, die ich kenne, ist es auch Strophe 123.
Das liegt daran, daß Karl Simrock Str. 111 in 2 Strophen geteilt hatte, was das Original und spätere Simrock-Überarbeitungen (z. B. Simrock/Kuhn) nicht machen. Karl Simrock veröffentlichte seine Übersetzung, die viele Fehler hatte, 1851, später gingen Bearbeiter wie Gustav Neckel oder Prof. Hans Kuhn daher daran, dies zu korrigieren. Wir machen uns unglaubwürdig, wenn wir die alte Simrock-Übersetzung verwenden, mit all ihren Fehlern. Ich schreibe meine Bücher nicht, um damit Geld zu verdienen (denn dann müßte ich ganz andere Themen wählen), sondern um das Heidentum auf eine gesicherte Grundlage zu stellen, allen Heiden die besten Übersetzungen in die Hände zu geben. Es enttäuscht mich, wenn diese Mühe ignoriert wird und tatsächlich mit der Simrock-Übersetzung von 1851 argumentiert wird.
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #4Ich schreibe meine Bücher nicht, um damit Geld zu verdienen (denn dann müßte ich ganz andere Themen wählen), sondern um das Heidentum auf eine gesicherte Grundlage zu stellen, allen Heiden die besten Übersetzungen in die Hände zu geben. Es enttäuscht mich, wenn diese Mühe ignoriert wird und tatsächlich mit der Simrock-Übersetzung von 1851 argumentiert wird.
Auch dafür bedanke ich mich. Die hohe Verbreitung der alten Simrock-Übersetzung liegt wohl daran, dass sie jedem frei und in digitaler Form zur Verfügung steht. Ich mag sehr gerne Bücher in der Hand, aber ich weiß auch den Vorteil einer digitalen Version, die sehr transportabel und leicht durchsuchbar ist, zu schätzen. Wenn man den Strophentext einer Suchmaschine übergibt, dann findet man überall Strophe 123. Bitte sei nicht zu sehr enttäuscht. Und das meine ernst.
Nachtrag:
Zitat von Hendrik im Beitrag #5 Welche Edda ist denn derzeit zu empfehlen?
Das würde mich auch interessieren. Am besten auch eine, die man frei im Netz zugänglich machen kann, damit alle etwas davon haben.
Keine wirklich, alle haben Fehler. Am ehesten die Simrock-Edda von Reclam (Simrock/Kuhn) oder die von Hugo Gering. Vielleicht sollte ich meine korrigierte kommentierte Edda als bloßen Text herausbringen?
Hast du eine Edda selbst übersetzt oder eine übersetze korrigiert?
Zudem wäre ein Paket ganz schön, wo die verschiedenen Kommentare zur Edda eben als Paket zu einem Paketpreis erhältlich wären. Ist sowas noch angedacht?
ZitatHast du eine Edda selbst übersetzt oder eine übersetze korrigiert?
Ja, die Simrock/Kuhn/Neckel-Fassung habe ich als Grundlage genommen und alles korrigiert, was falsch war. Aber ich habe das nicht als "Edda" herausgegeben, sondern in den Kommentarbänden. Denn zur Edda gehört ja auch die Heldensage, die ich nicht korrigiert habe.
ZitatZudem wäre ein Paket ganz schön, wo die verschiedenen Kommentare zur Edda eben als Paket zu einem Paketpreis erhältlich wären.
Das liegt nicht in meiner Macht, da die drei Bücher vom KC-Verlag herausgegeben wurden. Auf die Preisgestaltung habe ich da gar keinen Einfluß.
Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #7Vielleicht sollte ich meine korrigierte kommentierte Edda als bloßen Text herausbringen?
Genau dieser Gedanke kam mir heute auch bei einem Spaziergang. Eine korrekte Übersetzung der Edda ohne Kommentare. Am besten auch in digitaler Form erhältlich. Deine neueren Bücher sind ja ebenfalls als epub erhältlich, deswegen habe ich Hoffnung, dass auch dieses Werk in dieser Form erwerbar wäre. Was ich immer Schade finde ist, dass man immer nur echte und digitale Bücher getrennt kaufen kann. Ich würde auch etwas mehr ausgeben um dann das Buch sowohl in materieller UND digitaler Ausgabe zu haben, ein Komplettpaket eben. Da sträuben sich ja die meisten Verlage gegen, soweit ich das mitbekommen habe. Aber braucht man heute noch einen Verlag? Mittlerweile scheint es doch recht einfach zu sein Bücher selbst zu publizieren, oder? Ich frage mich allerdings, warum die bereits erhältlichen so falsch sein sollen? Hat sich in der Sprachwissenschaft so viel getan, dass man es nun mittlerweile genauer übersetzen kann? Die bisherigen Autoren haben ja sicherlich auch Ahnung in der Materie gehabt, sonst hätten sie keine Übersetzung herausgebracht. Sie müssten ja mit bestem Gewissen dahinter gestanden haben.... Andererseits frage ich mich auch, ob das alles so wichtig ist. Wir sind ja keine Buchreligion und bisher kam man ja auch so gut im Glauben zurecht. Naja, das führt hier alles zu weit. Es ging hier ja nur um die Strophe 123 in der Simrockübersetzung von 1851.
ZitatIch frage mich allerdings, warum die bereits erhältlichen so falsch sein sollen? Hat sich in der Sprachwissenschaft so viel getan, daß man es nun mittlerweile genauer übersetzen kann?
Obwohl alle Übersetzungen von Germanisten stammen ergibt doch allein ein Vergleich verschiedener Übersetzungen oft größere Unterschiede. Da kann dann ja wohl nur einer richtig liegen. Deswegen muß man ins Original sehen und dann möglichst beim Wortlaut bleiben. Oft wurde für den Stabreim etwas falsch übersetzt, etwa Simrock, Sigrdrifumal 16: "Auf den Klauen des Wolfs und den Krallen des Adlers" - im Original steht "arnar nefi" "Adlers Nase" oder "Adlers Schnabel", aber "Krallen" sind ein Stabreim zu "Klauen" und daher eingefügt. Dann hatte Simrock allzuheidnische Dinge abgeschwächt, da er doch dem christlichen Wertesystem näherstand. Und dann bringen viele Übersetzer ihre Deutungen mit hinein. Einige Dinge kennt man heute auch genauer und kann sie besser übersetzen.