Zitat....Odhin und Frigg saßen auf Hlidskialf und überschauten die Welt. Da sprach Odhin: »Siehst du Agnar, deinen Pflegling, wie er in der Höhle mit einem Riesenweibe Kinder zeugt; aber Geirröd, mein Pflegling, ist König und beherscht sein Land.« Frigg sprach: »Er ist aber solch ein Neiding, daß er seine Gäste quält, weil er fürchtet es möchten zu viele kommen.« Odhin sagte, das sei eine große Lüge; da wetteten die Beiden hierüber. Frigg sandte ihr Schmuckmädchen Fulla zu Geirröd und trug ihr auf, den König zu warnen, daß er sich vor einem Zauberer hüte, der in sein Land gekommen sei, und gab zum Wahrzeichen an, daß kein Hund so böse sei, der ihn angreifen möge. Es war aber eine große Unwahrheit, daß König Geirröd seine Gäste so ungern speise;....
Später dann ließ Geirröd, Odin (Gmrimnir), zwischen 2 Feuer binden, weil er auf die Warnung, ausgelöst durch Frigg, hereingefallen war. Schließlich starb Geirröd als er zum Schluß erkannte, wer dieser Grimnir wirklich war, durch sein eigenes Schwert.
Frage 1: Warum wetteifern Odin und Frigg darüber, welcher ihrer "Pfleglinge" der Bessere sei?
Frage 2: Warum verbreitet Frigg die Lüge über Geirrod?
>Die Frau pflegte Agnars, der Mann Geirröds (und lehrte ihn schlauen Rat)<.
Hier kann man vermuten, daß Odinn den Geirröd dazu verführt hatte, den Agnar zu töten. Das hätte Geirröd nicht tun dürfen (Sippenfrevel); es war also eine Prüfung Geirröds durch Odinn. Den bösen Rat hätte er also nicht annehmen dürfen.
Und genauso gibt Frigg durch Fulla dem Geirröd einen bösen Rat, auch diesen hätte er nicht annehmen dürfen, da Gastfreundschaft über allem steht.
Somit haben also beide Gottheiten den Geirröd geprüft und beide Prüfungen hat er nicht bestanden.
Zu Frage 1: Es geht in dem ganzen Lied um die Frage des Ausgleichs des Weiblichen und Männlichen. Frigg unterweist Ihren Schützling Agnarr in dem, was wir dem Weiblichen zuordnen, Gefühl, Intuition, "Herz", währen Odinn seinen Schützling Geirrödr in dem unterweist, was wir dem Männlichen zuordnen, Verstand, Rationalität und auch Durchsetzungswille "Kopf". Beide Gottheiten wollen nun sehen, wer für ein erfolgreiches Leben besser geeignet ist und erkennen am Schluß, daß nur derjenige, der beides hat (der wiedergeborene Agnarr) herrschen soll.
Danke für die Erklärung. Das klingt schlüssig. Ich frage mich allerdings, warum Odin überhaupt erst einen solchen Rat erteilt. Mag sein, dass dies alles zu einer anderen Zeit passierte, aber ich hoffe eigentlich darauf gute Ratschläge von den Göttern zu erhalten. Wobei Geirröd natürlich auch diesem Rat nicht hätte nachgehen dürfen, denn seinem eigenen Familienmitglied etwas derartiges anzutun gehört sich einfach nicht.
Wenn man den Rat als Prüfung sieht, dann erklärt sich einiges. Odinn möchte, daß der Mensch eigenständig denkt und ethisch aus sich selbst heraus handelt.
Das habe ich auch in Betracht gezogen, was das Ganze überhaupt erst Stimmig werden lässt. Hätte Frigg aber nicht mehr eingegriffen, dann wäre Odins Ratschlag voll aufgegangen. Und Geirröd hat anscheinend seine Gäste und Mitmenschen auch vorher immer löblich bedient und war gastfreundlich. Nur durch die Lüge von Odins Gemahlin konnte eine solche Tragödie entstehen. Die Götter hätten sich auch einfach nicht einmischen müssen. Dann hätte vielleicht keiner Leiden bzw. sterben müssen.
Immerhin war Geirröd fähig, seinen Bruder zu töten. Ob nun verleitet, oder nicht (genau wissen wir ja nicht, welchen Rat Odinn ihm erteilte). Daß so einer dennoch König werden konnte, was er ja nur seiner Neidingstat verdankt, ist ungerecht. Von daher mußte er dann am Ende durch den Tod bestraft werden.
Angenommen, keine Gottheit hätte einen Rat erteilt. Vielleicht hätte er den Agnarr nicht ermordet, aber die "kriminelle Energie" war trotzdem in ihm vorhanden, hätte sich (hier) nur nicht gezeigt. Die "Prüfung" hätte also nicht stattgefunden, das bedeutet nicht, daß er sie deswegen bestanden hätte.
Das Gute muß fest im Menschen sein; man ist nicht schon Gut, wenn man mangels Gelegenheit das Böse nicht tut. Insofern war es richtig, daß die Götter Geirröd prüften, um so herauszubekommen, wie er wirklich ist.
Nebenbei sind in dem Stück auch Naturmythen zu finden, und das Quälen von Zauberern war damals ein häufiger Brauch. Die Zauberer sollten durch so eine Behandlung eine Vision erhalten und sich damit ihren Platz in der Halle des Königs verdienen (siehe dazu Lily Weiser, Altgermanische Jünglingsweihen und Männerbünde).
ZitatImmerhin war Geirröd fähig, seinen Bruder zu töten.
Ich denke, das ist genau der Punkt. Daß Geirröd dazu fähig war, zeigt eben, daß er zwar nach außen ein netter Mensch war, aber innerlich etwas Böses in ihm existierte, was durch Odinns Prüfung erst an die Oberfläche kam. Die Tötung von Sippenangehörigen war für unsere Ahnen besonders verwerflich; Geirröd begang also eine besonders üble Neidingstat, nur auf einen Rat hin. Er hat die göttliche Prüfung nicht bestanden, daher nahm es mit ihm ein schlimmes Ende.
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2 Fragen zum Grimnismal (Das Lied von Grimnir)
25.07.2017 16:58 (zuletzt bearbeitet: 25.07.2017 17:00)
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