Zitat von Geza v. Nahodyl Nemenyi im Beitrag #15Oder war es nicht eher so, daß man Männern Waffen mit ins Grab gab und nicht den getragenen Schmuck und Frauen Schmuck, also auch Thorshämmer? Männer könnten also sehr wohl Thorshämmer getragen haben, nur legte man nicht soviel Wert darauf, diese dann auch noch zusätzlich zu Äxten (die ja dieselbe Bedeutung wie Hämmer hatten) und Schwertern ins Grab zu legen. Die Fundumsände also belegen das Tragen von Thorshämmern allein von Frauen nicht.
Das ist eine interessante Theorie. Vielleicht haben verwitwete Frauen auch den Schmuck des Mannes als Andenken behalten und trugen diesen dann selbst, bis sie starben. Oder andersherum: Verwitwete Männer legten ihren Schmuck der toten Frau als Grabbeilage bei.
Zitat von Catrin im Beitrag #16Zur Frage nach Metall und Naturgeistern: Naturgeister fürchten nur das Eisen, mit den anderen Metallen haben sie keine Probleme.
Vielen Dank für die Aufklärung. Vielleicht magst du meinen Beitrag in ein extra Thema verschieben? Mich interessiert nämlich noch, warum Eisen so gemieden wird? Habe noch ein paar Fragen dazu, die ich dann aber im neuen Thema stellen würde.
Hallo, mich würde auch interessieren warum Naturgeister Eisen fürchten - und woran ihr das fest macht? Sollte man auf alles aus Eisen verzichten, um mit Ihnen in Verbindung zu treten? Gruß aus dem Erzgebirge
Es ist bei vielen Völkern überliefert, daß Eisen bestimmte Geister vertreibt. Die Geister hassen das Eisen, weil aus ihm Waffen geschmiedet werden, und Angriffs- und Verteidigungswaffen schlagen nicht nur Menschen, sondern auch Jenseitige und Naturgeister in die Flucht. Eiseren Nägel wurden gegen Seuchen eingeschlagen, um die Krankheitsgeister zu vertreiben; und mit einer eisernen Axt schützt sich der Magier gegen feindselige Geister.
Hallo Catrin, ich habe dazu leider keine (stichhaltigen) Quellen gefunden. Meine Literatursammlung dazu ist allerdings beschränkt. Das Netz gibt nur unbewiesene Behauptungen her, richtige Quellen hab ich da bisher nicht gefunden. Aber ich schaue bei Gelegenheit mal weiter... Viele Grüße aus dem Erzgebirge
Die Überlieferungen dazu zu suchen dürfte eine imense Fleißarbei werden. Im Handwörterbuch d. Dt. Aberglaubens findet sich das Folgende (I-159): >Zauberabwehrend wirkt auch das Metall [Quelle: Elard Hugo Meyer, Badisches Volksleben im 19. Jh., Straßburg 1900, S. 505]. Am Neujahrstage werden im freien Felde Waffen gezeigt [Archiv für Religionswissenschaft 20, 364]. Kommt die Hexe als Wirbelwind über den ausgebreitet auf dem Felde liegenden Hanf, so wirft man ein Dreikreuzmesser auf sie [Elard Hugo Meyer, Bad. Volksleben, S. 438]. Ein in die Felder gelegter Dreifuß oder ein krummes Messer schützt die Ackertiere vor Wölfen und andern Untieren [J. W. Wolf, Beiträge zur dt. Mythologie, 1852, 1857, Bd. I, S. 253].<
Stichwort: Berufen, beschreien, vorbeugend (I-1099): >So werden dem Kind alte Münzen um den Hals gehängt [O. Wittstock, Volkstümliches der Siebenbürger Sachsen, Stuttgart 1895, S. 73f], oder am Häubchen über der Stirn aufgenäht, Messer, verrostetes Eisen, Stahl, Scheren u. ä. mehr in die Wiege oder ins Bett gelegt [Heinrich Ploß, Das Kind in Brauch und Sitte, Leipzig 1911-12, Bd. I, S. 132].<
Und vielleicht noch deutlicher hier (VI-208): >Allen Erzen wurde eine magische, abwehrende und schützende Kraft zugeschrieben. Im Altertum herrschte die Anschauung, daß die Metalle einen dämonischen Charakter besäßen und die Geister sich vor dem Erze scheuten [Th. Wächter, de nuditate, S. 115; Felix Liebrecht, Des Gervasius von Tilbury Otia imperialia, Auswahl-Übersetzung, Hannover 1856, S. 99ff; Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 17, 3597 (1917)] (...) Auch der Klang und Schall der Metalle ist gegen böse Geister wirksam. Dieser Aberglaube herrschte bereits im Altertum.<
Im "Handbuch des Aberglaubens" (Wien 1996) finde ich unter dem Stichwort "Eisen": >Eisen und Stahl gelten als uralte Abwehrzauber, sie schützen vor Teufel und Hexen. Hufeisen über der Tür und Eisennägel die in den Türstock geschlagen werden, verhindern das Eintreten der Dämonen (...) Kobolde und Irrlichter verschwinden, wenn man ihnen Gegenstände aus Eisen nachwirft.<
Wenn irgend möglich empfehle ich das 10-bändige "Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens" zu kaufen (152 € bei Amazon, 99,00 bei Booklooker gebraucht). Zumindest das nur dreibändige "Handbuch des Aberglaubens" (bei Booklooker für nur 5 €). Da ist unser Volksglaube, der ja aus dem Heidentum stammt, aufgeführt.
Nach Büchern mit dem Wort "Aberglauben" im Titel zu suchen, kam mir bisher noch gar nicht in den Sinn. Du hast natürlich recht, dort findet sich anscheinend Einiges. Danke für den Tipp!
Viele Grüße aus dem völlig verschneiten Erzgebirge
Hallo Geza, ich habe mich früher u.a. intensiv mit der Geschichte der nordamerikanischen Plains-Indianer befasst. Mir ist deshalb jetzt wieder eine gut belegte Geschichte eingefallen, die auch mit diesem Thema zu tun hat:
Bei den nördlichen Cheyenne gab es Mitte des 19. Jahrhunderts eine geradezu legendären Krieger (kein Häuptling) namens Hakennase (die US-Amerikaner nannten ihn Roman Nose). Dieser Krieger bat einen bekannten Medizinmann darum, ihm eine Kriegshaube anzufertigen, die ihn im Kampf schützen sollte. Der Medizinmann hatte einige Zeit vorher eine Vision, in der er angewiesen wurde, etwas derartiges herzustellen. Er ging deshalb sofort darauf ein, und stellte die aufwendige Haube für Hakennase her. Sie machte den Träger nahezu unverwundbar und kugelfest. Die Benutzung der Haube war allerdings mit vielen Regeln verbunden. So durfte der Träger u.a. keine Speisen zu sich nehmen, die mit Metall in Berührung gekommen waren.
Rund acht Jahre lang trug Hakennase die Haube im Kampf gegen feindliche Indianer und Weiße. Trotz wagemutigster Aktionen wurde er nie verwundet.
Im Jahre 1868 kämpften in einer kleineren Schlacht zahlreiche Krieger der Cheyenne mit weiteren verbündeten Indianern gegen rund 50 Weiße, die sich auf einer Insel verschanzt hatten. Roman Nose befand sich als der Kampf begann, noch im Lager der Indianer. Er hatte dort eine Mahlzeit zu sich genommen, die eine Lakotafrau mit einer Metallgabel gereicht hatte. Er bemerkte dies erst später und wusste, dass der Zauber seiner Haube nun gebrochen war. Für eine nun notwendige, langwierige Reinigungszeremonie blieb keine Zeit, da man ihn um Beistand bei der Schlacht (den Indianern gelang es nach mehreren verlustreichen Angriffen nicht, die Gegner zu überwältigen) bat. Er nahm schweren Herzens am Kampf teil und wurde dabei prompt tödlich verwundet.
Zitat von Katla im Beitrag #4Es ist bei vielen Völkern überliefert, daß Eisen bestimmte Geister vertreibt. Die Geister hassen das Eisen, weil aus ihm Waffen geschmiedet werden, und Angriffs- und Verteidigungswaffen schlagen nicht nur Menschen, sondern auch Jenseitige und Naturgeister in die Flucht. Eiseren Nägel wurden gegen Seuchen eingeschlagen, um die Krankheitsgeister zu vertreiben; und mit einer eisernen Axt schützt sich der Magier gegen feindselige Geister.
Was ist dann eigentlich mit Bronze? Das war ja auch lange Zeit das Material von Schwertern.
Der Volksglaube sieht auch Bronze ähnlich kritisch. Nur Gold und Silber scheinen akzeptabel zu sein. Ich habe auch eine Quelle bei Google Books gefunden (zur Seite 99 scrollen): https://books.google.de/books?id=LO1LAAA...erialia&f=false
Was hat das denn dann für praktische Folgen? Mein Hammer, den ich um den Hals trage, ist etwa aus Bronze gefertigt. Sollte man den dann in Zukunft eher daheim lassen, wenn man etwa auf dem Weg zu einem Heiligtum ist?
Bei Thorshammeramuletten wird man wohl nicht so kleinlich gewesen sein, denn die sind ja gut bezeugt. Auch benötigte man beim Kult Messer oder andere Gegenstände, um zu schlachten und zu Zerteilen. Ich ging einmal mit Thorshammer zu einem Tischrücken und mußte den ablegen, da es sonst nicht ging. Als Schutz vor bösen Geistern ist also ein Amulett schon zulässig, aber ein erhobener großer Hammer ist eben eine Waffe, die ist nicht zulässig. Eisenhämmer als Werkzeuge gab es nicht, es waren immer Waffen.
Ich habe nochmal nach andern Metallen gesucht:
Kupfer: >Aus dem Altertum übernahm das Mittelalter den Aberglauben, Kupfer löse jeden Zauber. Vor allem schützt es Vieh und Butter vor den Hexen. Wie Tiroler Sagen beweisen, schrieb man dem Kupfer auch die Kraft zu, Hexen und Zauberer festzuhalten und zu bannen.< (Hexen meint hier nicht zauberkundige Frauen, sondern böse Weiber und Dämonen).
Blei: >Aber nicht nur bei den Griechen und Römern, sondern auch bei den Germanen galten mit magischen Zeichen und Worten beschriebene Bleitäfelchen als Zaubermittel bei Beschwörungen. Solche kreisrunde Bleiamulette trug man im Mittelalter gegen die Pest. Im Elsaß nagelt man ein Stück geweihtes Blei an die Stalltür als Schutz gegen Hexerei.<
Allgemein: >Allen Erzen wurde eine magische, abwehrende und schützende Kraft zugeschrieben. Im Altertum herrschte die Anschauung, daß die Metalle einen dämonischen Charakter besäßen und die Geister sich vor dem Erze scheuten. Besonders edlen Metallen, Gold und Silber, wurde wegen ihres hohen Wertes und ihrer Seltenheit große Zauberkraft zugemessen. Auch der Klang und Schall der Metalle ist gegen böse Geister wirksam. Dieser Aberglaube herrschte bereits im Altertum; weitverbreitet war die Meinung, Erzklang könnte den Zauber entkräften, in dem Sonne und Mond bei Finsternissen befangen wären. In Schlesien klirrt man in der Walpurgisnacht mit Ketten, um die Hexen zu verscheuchen.< Handwörterbuch des dt. Aberglaubens.<
Im Oseberg-Schiff (834) fand man auch 5 Rasseln aus Metall (siehe Bild), die kultischen Zwecken bei der Beerdigungszeremonie dienten; damit sollten böse Geister von der Toten ferngehalten werden. Und an den Luren waren Ketten oder Anhänger, die einen rasselnden Ton erzeugten. Hier ging es also darum, Dämonen fernzuhalten, genauso, wie im Fasnachtskult, wenn die Leute lärmend mit Rasseln, Peitschenknallen, Hörnerrufen, Schnarren und andern Instrumenten über die Felder zogen, um die Unholde des Winters zu vertreiben.