Mich würde interessieren, welchen Umgang ihr mit bzw. in Kirchen anratet.
Bekanntermaßen stehen viele Kirchen auf früheren heidnischen Orten, vor allem bei den sehr alten Kirchen dürfte die Wahrscheinlichkeit hoch sein, daß es so ist. Viele Heilige entsprichen ja sichtlich Gottheiten, wir wir wissen.
Könnte man also nun als Heide bedenkenlos in eine Kirche gehen und dort zu den Göttern in ihrem christlichen Gewand beten, etwa zu Donar vor einem Bild des hl. Petrus oder gibt es da Bedenken? Gerne auch anders herum: Könnte ein Christ etwa an einem Frija-Heiligtum ein Gebet zur hl. Maria sprechen? Ich erinnere mich, dass Géza mal davon sprach, daß heilige Orte eine gewisse Energie haben und diese (auch zum Unguten) verändert werden kann. Die Kraft der Externsteine sei auch nicht mehr so groß, weil dort so viel Unfug getrieben wird.
Gerade, weil viele Heiden ja immer klagen, daß es überall Kirchen gibt, aber keine heidnischen Heiligtümer, ist die Frage berechtigt, ob Kirchen somit auch für das Heidentum von Interesse sind.
Hallo Alex, die besten Orte zum Gebet sind meiner Meinung nach in der Natur zu finden. Dort kannst du gegebenenfalls auch ein Opfer bringen.
Natürlich stehen Kirchen oft an besonderen Orten. Ich suche sie deshalb auch gerne auf. Vor einem Petrusbild zu Donar beten oder umgedreht ist allerdings Blödsinn. Du kannst in einer Kirche auch beten ohne nun gerade ein Heiligenbild anzusprechen.
Wenn der Ort, an dem die Kirche steht, ein heidnisches Heiligtum ist, so bleibt es trotzdem ein Heiligtum und kann für Gebete und Andacht genutzt werden, sei es in der Kirche oder neben ihr; wobei es natürlich besser ist, wenn man den freien Himmel sehen kann.
Gerade wenn man noch christliche Familienangehörige hat, kommt man zuweilen in die Situation, mit ihnen in die Kirche gehen zu müssen (etwa bei Hochzeiten, Beerdigungen usw.) oder sich sozusagen selbst von der Familie auszuschließen. Das Erstere widerspricht unserm religiösen Verständnis, das Zweite unserm Sippenverständnis.
Mein Rat ist der: Man kann ruhig mitgehen und muß sich dann eben immer die Götter vorstellen. Beim Vaterunser etwa sind es 7 Bitten an die 7 Götter (der Planeten), von "Sonne" angefangen (wie in den Wochentagen). Das kann man gedanklich mitbeten. Wir gehen ja davon aus, daß die christlichen Götter (Gott-Vater, Jesus, Maria, Heilige) so nicht existieren, daß vielmehr Vorstellungen heidnischer Gottheiten vorliegen, die sich eben nur von unsern etwas unterscheiden. In Litauen ist es da einfacher, denn da heißt der oberste heidnische Gott "Dievs", Er hat Söhne, die um die Sonnentöchter freien. Der oberste christliche Gott heißt dort aber auch nur "Dievs" und der hat nur Jesus als Sohn. Und unser Begriff "Gott" ist ja auch vom Namen Guod(an) = Wodan genommen. Also sollte es da keine Probleme geben.
Auch wenn man eine historische Kirche besichtigt, kann man problemlos Gebete zu den entsprechenden Göttern sprechen. Ich habe in Neapel auch eine Kerze am Marienaltar gesetzt, aber natürlich für Fria (Frigg) oder rova (Frayja) je nachdem, ob da die Mutter Maria oder die Jungfrau Maria steht. Auch Weihen durch (ernsthafte) christliche Priester können wirksam sein, denn wenn der Weihende Kraft hat, kommt diese Kraft auch beim Geweihten an. Und die dazu gesprochenen christlichen Gebete sind auch für unsere Gottheiten wirksam oder ganz unwirksam, falls sie Dinge enthalten, die nicht zutreffen (die ganze Erlösungs- und Erbsündengeschichte etwa).
Wenn man unsere Feste oft mitfeiert und das Ritual derselben kennt, dann fällt einem auf, wie ähnlich das katholische Meßritual aufgebaut ist. Böse Menschen werden zwar jetzt behaupten, das läge daran, daß ich ursprünglich mal Katholik war und die katholischen Vorstellungen in meine Rekonstruktion des Blótrituals mit eingeflossen sind. Wer sich aber mit den Quellen auskennt, der erkennt, daß alle unsere Texte authentisch sind.
Ein Beispiel: Überliefert ist der Vers "Nimm an ... das Opfer" (Völsa-tháttr) oder "Nimm, o ... dieses Opfer auf und iß dasselbe mit Freuden" (altpreußischer Spruch) den man vor dem Altar sagt, wenn man seine Opferbitten beendet hat. Im katholischen Ritus werden auch Bitten vorgetragen ("Fürbitten") vom Priester, alle antworten dann. Und im Hochgebet sagt dann der Priester (Gotteslob 367):
>Nimm diese heiligen, makellosen Opfergaben an und segne sie (...)<
bzw. an besonderen Tagen: >Nimm gnädig an, o Gott, diese Gaben deiner Diener und deiner ganzen Gemeinde<
Ich finde, das ähnelt sehr dem "Nimm an ... das Opfer" der heidnischen Überlieferungen. Auch der gesamte Ablauf des Meßritus (zuerst: Lesungen aus der Bibel, Gebete, Anrufung, dann Opfermahl oder Eucharistiefeier) ähnelt doch sehr dem Heidentum. Da wurden auch zuerst die "Taten der Vorfahren" genannt (überliefert bei Simon Grunau) oder Mythenspiele aufgeführt (bei Saxo erwähnt), danach gab es das Opfer und Mahl (in den Sagas gut bezeugt).
Das ist übrigens auch kein Wunder, da die Kirche ihr Ritual vom heidnischen Rom übernommen hatte (es heißt noch heute: Der Römische Meßkanon). Ich rate jedem der Neuheiden, mal das Meßritual mitzumachen, da es in sich logisch aufgebaut ist und eben heidnische Wurzeln hat. Da kann man sehr viel auch für das Verständnis unserer Rituale lernen. Übrigens gilt das auch, und sogar noch mehr für hinduistische Tempelrituale.
Gerade diese Woche hat sich für mich dieselbe Frage aufgetan. Mein Neffe wird im April konfirmiert. Ich sagte, daß ich wahrscheinlich noch nicht mal mit in die Kirche gehen werde. Plötzlich kam die Aussage, sie wollten mich kurzfristig fragen, ob ich den Spruch meines Neffen vorlese und ihm übergebe. Also als Ersatzpatin fungiere, da sie zu den tatsächlichen Paten keinen Kontakt mehr haben. Das habe ich abgelehnt. Die erste Reaktion war:"Es geht ja nicht um Dich, sondern um ihn." Selbst vor meinem offiziellen Austritt aus der Kirche vor vielen Jahren, stand ich dem christlichen Glauben abgeneigt gegenüber - teilweise zutiefst. Ich kann das für mich nicht miteinander vereinen, zu helfen meinen Neffen in einem Glauben zu festigen, welchen ich ablehne. Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten entschieden, mich grundsätzlich so weit wie nur möglich davon zu distanzieren - hier und da auch offen, wenn es die Situation erfordert. Ich liebe meinen Neffen, das ändert sich deshalb nicht. Klar ist da wenig Verständnis seitens der Familie, aber das ist deren Sache. Ich fühle mich so mehr im Reinen mit mir.
Und dann gibt es für mich die Frage: Wenn wir als naturreligiöse Menschen in christliche Kirchen gehen um zu unseren Göttern zu beten, zeigt das dann nicht ein kontroverses Bild in Bezug auf das Ansinnen/Beantragen eigene heilige Kultstätten anerkannt und eingetragen zu bekommen und/oder zum Errichten von eigenen Heiligtümern? Natürlich widerspreche ich nicht grundsätzlich, daß man Abläufe in Ritualen so veranschaulicht bekommt. Jeder kann das halten wie er selbst möchte. Ich persönlich möchte dann lieber in die Natur gehen, erstmal allein und irgendwann bei größeren Feiern auch in der Gemeinschaft.
Pate oder Ersatzpate ist nicht nur eine Bezeichnung, es beinhaltet auch eine Verpflichtung, dem Patenkind beizustehen, seine Entwicklung zu beobachten und es zu fördern. Vielleicht sogar seine Einfügung in die (christliche) Gemeinde anzuleiten. Deswegen muß man sich das genau überlegen.
Natürlich beten wir im Freien und am besten in Heiligtümern. Aber man reist auch, besichtigt alte Kirchen und an solchen religiösen Orten kann man durchaus auch zu den Göttern beten. In historischen Städten gibt es meist ja keine Heiligtümer oder vom Verkehrslärm geschützte Orte. In Rom war ich in der Mithras-Kulthöhle, da haben römische Heiden einst gebetet, tief unter der Erde.
Nun, da ich seit einigen Jahren 500km von meiner Familie entfernt wohne und einige Jahre vor unserem Umzug hierher, meiner Ansichten zu Kindeserziehung/-wohl wegen angeeckt bin, habe ich mir vorgenommen mich nicht mehr bei anderen einzumischen (zumindest solange keine Gewalt physischer oder psychischer Natur an Kindern ausgeübt wird). Und wie gesagt, arbeite ich mich dahin, mit dem Christentum so wenig Berührungspunkte wie nur möglich zu haben! *grübel* (So etwas wie eine Enttaufung wäre noch etwas, um den "Schlußstrich" tiefgründig für sich selbst zu setzen!)
Und diese Überlegungen bringen mich persönlich eben immer mehr zu der Überzeugung, daß man eben nicht in Gebäuden, die mit der christlichen Symbolik angefüllt sind und die Energien somit dort auch gefühlt vollkommen anders sind, die Naturgötter anrufen kann und sollte. Auch finde ich, wäre es inkonsequent. Kirchen angesehen habe ich mir schon mehr als genug, das brauche ich nicht mehr - bringt nur schlechte Gefühle bei mir. Zumindest ist dies meine Einstellung, jeder muß selbst entscheiden, was er für sich als richtig empfindet.
Weiter ist meiner Meinung nach die Natur im Gesamten heilig. Kraftorte in der Natur sind doch eher diejenigen, an welchen alle Elemente vorhanden sind, oder? Ob diese Kraftorte dann als besonders heilig "gekennzeichnet" werden sollten, sei dahingestellt. Vielleicht übersehe ich da etwas?
Bitte richtig verstehen: es sind lediglich meine Gedankengänge und Gefühle, welche ich versuche in Worte zu fassen.
Heiligtümer sind Orte, die Portale in die Welt der Götter darstellen. In alten Zeiten haben hellsichtige Menschen diese Portale wahrgenommen, und so wurden diese Orte kultisch genutzt. In Sagen findet man noch Hinweise auf solche Orte, weil es dort Göttererscheinungen gab, wie z. B. die Wilde Jagd u. a.
Manchmal war es aber auch einfach eine auffällige Erscheinung in der Natur, wie z. b. ein hoher Berg oder ein tiefes Tal, die als Kultplatz genutzt wurde
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18.01.2021 23:38
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