Viele von uns kennen das Knobeln, und da ich es gestern in der S-Bahn bei Leuten gesehen habe, schreibe ich mir hier meine Gedanken.
Beide Knobler (es geht auch mit mehra ls 2 Spielern, sind mehrere Sieger, müssen sie dann in weiteren Runden gegeneinander antreten) erheben ihre rechten Arme, schwenken dann drei mal hin und her, wozu laut gezählt wird, und bei "3" halten Sie an und bilden schnell mit der Hand ein Symbol. Es gibt da vier Symbole, Papier (flache Hand mit ausgestreckten Fingern), Schere (Zeige und Mittelfinger gespreizt), Stein (Faust) und Brunnen (Daumen und Zeigefinger bilden ein O).

Manche spielen ohne den Brunnen, weil der mehr Chancen hat.
Papier umwickelt den Stein (gewinnt also gegen den Stein) aber wird von der Schere zerschnitten (verliert).
Schere gewinnt gegen Papier, wird aber vom Stein geschliffen (verliert)
Stein gewinnt gegen Schere, verliert gegen Papier.

Der Brunnen macht das Spiel nun interessant, denn in den Brunnen fallen Schere und Stein, nur das Papier "deckt" ihn und gewinnt also. Nun kann man natürlich schlau sein und beim Knobeln immer den Brunnen machen, da hat man größere Chancen. Aber: Wenn beide das wissen, und den Brunnen machen, ist es nur unentschieden. Wenn man ahnt, daß der Gegner den Brunnen machen wird, um die größeren Chancen zu nutzen, macht man Papier und gewinnt.
Dumm nur, wenn der Gegner das schon ahnt und gleich Schere macht, um das eigene Papier zu besiegen. Aber wenn man die Schlauheit des Gegners kennt, macht man den Stein der dessen Schere schleift. Schlecht, wenn der Gegner nur einen Zug weitergedacht hatte, dann gewinnt er mit dem Papier auch gegen den Stein. Und so weiter.

Es ist also eine Frage der Einschätzung, wieviele Züge der Gegner vorausdenkt, damit man einen Zug weiter denkt. Und deswegen ist dieses Spiel durchaus nicht uninteressant.
Scheren kennen wir schon von den Germanen, Papier kam erst später auf. Man kann sich hier dann auch Pergament oder Leder oder Birkenrinde vorstellen, die zum Schreiben genutzt wurden.

Lichtgruß
Geza

Deswegen stehe es ja auch in dieser Rubrik, und nicht in den germanischen Rubriken des Forums. Es bleibt dennoch ein interessantes Spiel.

Also es ist schon unlogisch: "Spock zerbricht Schere" oder "Spock vaporisiert Stein". Aber wenn Paramount da noch Tantiemen verdienen will ...

Ich finde nicht, daß es ein Glücksspiel ist. Es geht darum, sich in den Gegner hineinzuversetzen, man muß ihn kennen wie er "tickt", dann ahnt man, welches Symbol er verwenden will und kann sich darauf einstellen. Dazu kommt, daß Symbole wie Schere und auch Papier etwas schwerer zu machen sind und daher statistisch seltener vorkommen. Die Schere erfordert ja doch eine gewisse Fingerfertigkeit (wenn man bedenkt, daß selbst William Shatner den Vulkaniergruß nicht konnte), beim Papier muß man die Finger ausstrecken, was man instinktiv vermeiden will, da sie bei der Knobelbewegung durch die Hand des Gegners verletzt werden könnten.
Trotzdem ist das System mit dem Brunnen am besten, denn weil er mehr Gewinnchancen hat, ist er attrakiver und man kann - so der Gegner ein Mensch ist, der die größeren Chancen nutzen will - sich darauf einstellen.

Ich hatte früher Florett un d Degen gefochten, und da war es auch so, daß man an ganz kleinen Bewegungen oder Zuckungen im Gesicht des Gegners erkennen konnte, daß er einen Angriff macht oder sogar, in welche Richtung der gehen wird. Letztendlich überlegt man sich sich ja seine Angriffstaktik, d. h. wer die gegnerischen Gedanken lesen kann (oder unbewußt erahnt), der gewinnt, weil er sich auf den Angriff einstellt und die nötige Parade ausführt.

Lg
Geza