Ich habe zu dem Thema leider keine Informationen finden können, daher stell ich das mal eben hier rein Ich bin zufällig auf den Begriff Genius gestoßen, und habe herausgefunden, dass es sich hierbei in der alten römischen Religion um einen Schutzgeist handelt, der oft als geflügeltes Wesen dargestellt wurde (siehe chrstl. Schutzengel). Dies hat mich an die Fylgjas erinnert, die ja ebenfalls, wie ich es verstanden habe, einem Menschen von Geburt an bis in den Tod folgen.
Im alten Rom wurde der Genius laut den Artikeln sehr verehrt, auch opferten die Menschen an ihren Geburtstagen ihren Genii. Mich interessiert, ob es im Heidentum vergleichbare Rituale gibt und wie man seiner Fylgja seine Ehrerbietung erweisen könnte. Wie gesagt, ich konnte zu dem Thema nichts finden.
Freue mich auf Antworten!
Liebe Grüße
"Allen edeln Völkern ist ihre Sprache höchster Stolz und Hort gewesen." (Jacob Grimm, 1836)
Ein Schutzgeist kann oft auch ein verwandter Verstorbener sein oder ein Freund, der dich in diesem Leben begleitet. Das würde dann in die Ahnenverehrung fallen. Fylgien können nicht nur Disen sein, sondern auch Alfen sein. Nach Überlieferung gibt es feste Termine an denen man ihnen Opfer bringt, z.B. zu Fasnacht und Winternacht. Zum Geburtstag gibt es auch bestimmte Riten, Nornenanrufung und Schutzgottheitverehrung. Du kannst aber auch deinen Schutzgeistern opfern. Sie werden sich bestimmt freuen ;).
plusque ibi boni mores valent, quam alibi bonae leges. Germania XIX
Ich frage deshalb auch, da ich übermorgen Geburtstag habe und nicht wieder ein Jahr ungenutzt verstreichen lassen will. Vielleicht kannst Du oder jemand anders mir ein solches Ritual beschreiben? Welche Opfer wären denn geeignet?
"Allen edeln Völkern ist ihre Sprache höchster Stolz und Hort gewesen." (Jacob Grimm, 1836)
Du opferst ganz normal deinem Schutzgeist/Gott und machst das Nornenopfer. Dazu wird ein Tisch in einem Raum gedeckt und ihnen 3 Teller, Messer, Opfergaben und angezündete Kerzen ausgegeben. Geza hatte in einem seiner Bücher mit dem Zitat von Burchard von Worms das Opfer beschrieben:
Hast du getan was einige Frauen zu tun pflegen, nämlich in deinem Hause einen Tisch gerichtet und Speise und Trank mit drei kleinen Messern auf den Tisch gelegt, damit wenn jene drei Schwestern kommen, die des Altertums Verkehrtheit und Torheit Parcae nannte, sie dort sich laben, in dem Glauben, das diese drei Schwestern dir dann oder in Zukunft nützen könnten?
Du kannst ihnen Brot, Bier Salz, Käse, Butter, Hönig und Wein bze. Münzen opfern.
plusque ibi boni mores valent, quam alibi bonae leges. Germania XIX
Der Genius ist der Daemon der Griechen und die Fulgia der Germanen. Im römischen Heidentume lud man zum Geburtstag seinen Genius ein und opferte ihm laut Tibull Getreideschrot, Kuchen, Honig, Wein, Weihrauch und Blumenkränze. Statt Wein kann man bei uns Met nehmen, und Fichtenharz als Weihrauch.
Ansonsten sind die Larentalien im Dezember die Zeit, wo man dem Genius opferte; das wäre bei uns in den Zwölften.
Das Nornenopfer fand statt im Jahreskreis zu Neujahr, aber auch zum Geburtstag und zur Hochzeit sowie immer dann, wenn man etwas von den Nornen wollte.
Es gibt mehrere Quellen, welche das Neujahrsopfer an die Nornen belegen, aber es gibt keine Quelle, welche das Nornenopfer zum Geburtstag belegt. Halten wir uns doch besser an die Überlieferungen.
Man muß nicht alles in Frage stellen. Das Nornenopfer zur Geburt ist gut bezeugt:
Gylfaginning 15: Diese Mädchen, welche aller Menschen Lebenszeit bestimmen, nennen wir Nornen. Es gibt noch andere Nornen, nämlich solche, die sich bei jedes Kindes Geburt einfinden, ihm seine Lebensdauer anzusagen. Einige sind von Göttergeschlecht, andere von Álfengeschlecht, noch andere vom Geschlecht der Zwerge, wie hier gesagt wird:
Saxo Grammaticus VI., 242: In alter Zeit herrschte die Sitte, über das zukünftige Los der Kinder die Orakel der Parcen zu befragen. Nach diesem Brauche wollte auch Fridlew das Geschick des Sohnes erkunden; er tat also feierliche Gelübde und betrat unter Gebet den Tempel der Götter. Dort sah er bei einem Blicke in die Kapelle auf drei Sitzen drei Nymphen sitzen. Die erste von ihnen, milden Sinnes, schenkte dem Knaben edle Gestalt und reiche Fülle der Beliebtheit bei den Menschen. Die Zweite ...
Nornagests tháttr 11: Damals zogen Völven durch das Land, die Wahrsagerinnen genannt wurden, und weissagten den Leuten ihr Alter. Deshalb luden viele Männer sie zu sich ins Haus, richteten ihnen Gastmähler an und beschenkten sie beim Abschied. Mein Vater tat auch so, sie kamen zu ihm mit großer Begleitung und sollten mein Schicksal weissagen. Ich lag damals in der Wiege, als sie über mein Geschick ihren Spruch abgeben sollten, und über mir brannten zwei Kerzenlichter (...) Aber die jüngste Norne fühlte sich von den beiden zurückgesetzt, weil sie sie nicht um Rat gefragt hatten ...
Dornröschen ist wohl bekannt, daß da 12 Feen (fatum = Schicksal) kamen und mit goldenen Tellern bewirtet wurden. Auch daß man die erste Speise der Wöchnerin "Nornengrütze" nennt, weist auf das Nornenopfer zur Geburt hin.
Ich denke, das Nornenopfer kann man nicht in Frage stellen.
Daß man zur Geburt eines Kindes die Nornen einlud, ist klar bezeugt, aber nicht ein Nornenopfer an den weiteren Geburtstagen eines Menschen. Dazu gibt es keine Quellen. Isa ist ja schließlich kein Neugebornes.
Also zusammengefaßt, unter Berücksichtigung germanischer, altrömischer und altgriechischer Quellen:
Zum Geburtstag wurden der Schutzgeist der Person und die Ahnen angerufen/eingeladen. Man brachte ihnen auch Opfergaben dar. Nornenopfer hingegen sind zur Geburt eines Kindes und zum Beginn des neues Jahres bezeugt.
Das würde ich nicht sagen. Die jährliche Wiederholung des Geburtstages ist heidnisch (die Christen haben versucht, den Geburtstag durch den Namenstag zu ersetzen). Irgendetwas wurde dort also gefeiert.
Und wenn wir dazu die sog. Matronensteine nehmen, also Kultsteine, auf denen drei Frauen unterschiedlichen Alters dargestellt sind, so können wir sie sicher mit den Nornen identifizieren. An diesen Steinen aber hat man nicht nur zur Geburt geopfert, denn dazu hätte sich der Aufwand, so ein Relief herzustellen, kaum gelohnt, und auch nicht nur einmal im Jahre zu Neujahr.
Im Märchen ist überliefert, daß die Nornen zur Hochzeit kommen und zur Geburt. Der Kult der drei Beten erfolgte auch regelmäßig (teils bis heute), so daß es nur logisch ist, daß man die Nornen auch zum jährlich wiederkehrenden Geburtstag verehrte. Bei Dornröschen kommt die böse Norne am 15. Geburtstag und setzt selbst das schlimme Schicksal des Dornröschens um.
Insgesamt aber haben wir allgemein zur jährlichen Geburtstagsfeier kaum Überlieferungen, daher ist es nicht verwunderlich, daß wir über die dort verehrten Wesen nichts haben und nur von der Logik her rekonstruieren können.
Ja, es wurden die Ahnen und der Schutzgeist zum wiederholten Geburtstage verehrt; so war es bei den heidnischen Römern. Von den Parzen steht dort nichts; diese erschienen zur direkten Geburt eines Kindes. Alles andere bleibt Spekulation.