#1 Markomannische Runen von AlexR 30.06.2020 14:38

In der Literatur und im Netz stößt man immer wieder auf die sogenannten markomannischen Runen, die uns durch Hrabanus Maurus überliefert sind. Mich würde interessieren, wie ihr diese beurteilt. In Géza Klassiker "Heilige Runen" wurden sie meines Wissens nur mal am Rande erwähnt oder abgebildet. Ich finde gerade als Süddeutscher den Gedanken sehr reizvoll, daß es ein eigenes "deutsches" Runenalphabet gibt, das uns zur Verfügung steht (wie auch die Angelsachsen ein eigenes ausbildeten), nachdem ja auch vermutet wird, daß die Markomannen genetisch im Süden fortleben.

#2 RE: Markomannische Runen von Geza v. Nahodyl Nemenyi 24.07.2020 16:03

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Hrabanus Maurus hat eigentlich nur nordische Runen (Abecedarium Nordmannicum) und altenglische Runen überliefert. Man sieht das an den verwendeten Runennamen. Die Markomannen hatten natürlich auch die gemeingermanischen Runen, eine Differenzierung zu andern Reihen ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll.
Gerade die völlig einheitliche Verbreitung des jüngeren Fothorkh im ganzen Norden zeigt, daß es da übergeordnete Instanzen gegeben haben muß, die dafür sorgten, daß die Runenreihe einheitlich bleibt und alle sie noch verstehen können. Die Tendenz ging also in Richtung Vereinheitlichung, nicht in Richtung regionale Aufsplitterung. Das ist der Geist der Vorfahren, dem ich mich auch verpflichtet fühle.

Lichtgruß
Geza

#3 RE: Markomannische Runen von AlexR 27.07.2020 17:37

Danke für die Antwort!

Auf der deutschen Wikipedia findet sich eine Abbildung der besagten Runen:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...Marcomannic.PNG

Da sieht man ja sichtliche Unterschiede zu den uns bekannten Runen. Meine Frage wäre: Woher stammen diese Formen? Manche (etwa o oder a) wirken auf mich sehr befremdlich.

#4 RE: Markomannische Runen von Geza v. Nahodyl Nemenyi 29.07.2020 01:34

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Hallo AlexR,

es handelt sich nicht um markomannische Runen, sondern um eines der hrabanischen Runenalphabete, und zwar genau: Codes Vindobonensis 1761, fol. 100 (Nationalbibliothek), 10.- 11. Jh.
Daß als Vorlage ein altenglisches Futhark diente, kann man an einzelnen Namen erkennen, so gilch für k, suhil für s oder helahz für x. In meinem Runenbuch findest Du diese Namensreihe in der Tabelle auf S. 77, Spalte 22 (dort richtig k mit c wiedergegeben).

Lichtgruß
Geza

#5 RE: Markomannische Runen von AlexR 20.08.2020 14:45

Danke, was die Namen angeht. Dann ahnt man, was als Vorlage diente.

Ich frage mich aber, woher genau die alternativen Formen dieser Runen herstammen. Ich habe mal im Netz nach einer Abbildung der besagten Handschrift gesucht:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...tates_runen.jpg

Ich kann mir nicht helfen, aber die Form sieht für meine Augen sehr anders aus als die gewöhnliche oder angelsächsische Reihe. Die sind ja auch bereits so "verkünstelt", dass man die gar nicht mehr so leicht in Holz ritzen könnte. Gab es im Mittelalter auch Runenschriften für's normale Schreiben mit der Feder, die sich in irgendwelchen Nischenbereichen erhalten hatten ... ?

#6 RE: Markomannische Runen von UUodans-Erbe 10.05.2022 19:49

Ich empfehle dir die friesisch-angelsächsischen Runen, wenn du Utiseta (bzw. Runenmeditation) machen willst. Auch für Lose (Orakel-Lesung) sind das die Besten. Je mehr Runen umso größer das "Runenbewusstsein". So eine Rune wie Gilch (was vermutlich "Kelch" bedeutet und sich auf ein Blota bezieht) ist für viele Anwendungen nützlich.
Wenn du Lust hast weiter mit mir zu sprechen, dann antworte ruhig.

Gruß

uren-Sohn :-)

#7 RE: Markomannische Runen von Geza v. Nahodyl Nemenyi 21.05.2022 14:19

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Hallo Alex,

auf Deinem Link meinst Du den dritten großgeschriebenen Zeichensatz, richtig? Nun, das sind die Runen, die Namen und die angehängten Zusatzrunen zeigen, daß es angelsächsischen Runen sind.
Der Schreiber hatte bereits eine Handschrift vor sich und hat die Zeichen nachgemalt. Trotzdem sind doch die Runen gut zu erkennen. Natürlich bewirkt die Gänsefeder, daß die Runenformen sich etwas anpassen, während Holzritzung die Urformen bewahrt. Der Schreiber hat Zusatzrunen mit in die Reihe eingeordnet und sich auch (siehe die bercanan-Rune) an den lateinischen Buchstaben orientiert. Warum er aber in der Rune "gibu" (1. Reihe, drittletzte) einen Querstrich machte (was in Holz gar nicht ritzbar wäre) und warum bei ihm "hagalc" (vorletzte Rune 1. Reihe) eine Mischung aus der jüngeren und älteren h-Rune ist, das ist wohl sein Geheimnis. Die zweite Reihe beginnt er mit der angelsächsischen Zusatzrune "gilc" (calc), "Kessel". Die 5. Rune dieser Reihe für den Laut o nennt er zwar "odil", bringt aber eine verkrakelte Form der ansuz-Rune. Für q hat er nochmal die K-Rune, nur seitenverkehrt, bei der r-Rune hat er einen komischen Namen. Am Ende drei Zusatzrunen. Etwas konfus, aber ich erkenne die angelsächsischen Runen dort sehr gut, markomannisch ist da eigentlich nichts (meine Vorfahren väterlicherseits sind Markomannen).

Lichtgruß
Geza

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