Der Julkranz, gemeinhin auch Adventskranz genannt, ist natürlich heidnisch. Man hatte schon früh in der Julzeit Kränze an die Türen gehängt und einer Darstellerin der Sonnengöttin einen Kranz mit brennenden Kerzen aufs Haupt gesetzt. So zog sie durch die Häuser, was die Christen mit der St. Lucia übernommen haben. Advent (lat. "Ankunft") ist absichtlich gebildet, um die Formulierung "an d'Wend" (An der Sonnenwende) zu ersetzen.
>Der Adventskranz wurde 1839 von dem evangelisch-lutherischen Theologen, Erzieher, Mitbegründer der Inneren Mission und Begründer der Evangelischen Diakonie Johann Hinrich Wichern (1808–1881) im evangelischen Norddeutschland eingeführt, womit er Straßenkindern des beginnenden Industriezeitalters die Zeit bis Weihnachten verkürzen wollte. Knapp hundert Jahre später war er auch in katholischen Gegenden zu finden.
Der Hamburger Wichern nahm sich 1833 einiger Kinder an, die in großer Armut lebten. Er zog mit ihnen in das Rauhe Haus, ein altes Bauernhaus, und betreute sie dort. Da die Kinder während der Adventszeit immer fragten, wann denn endlich Weihnachten sei, baute er 1839 aus einem alten Wagenrad einen Holzkranz mit 20 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen als Kalender. Jeden Tag der Adventszeit wurde nun eine weitere Kerze angezündet, an den Adventssonntagen eine große Kerze mehr, so dass die Kinder die Tage bis Weihnachten abzählen konnten.<
Jetzt wäre es interessant, wenn man nachweisen könnte, daß der Adventskranz schon vorher in der Literatur erwähnt wurde. Bisher habe ich dazu noch nichts finden können, aber ich forsche weiter.
Auch das Handwörterbuch schreibt, daß der Brauch des Adventskranzes neu sei. Das heißt: 4 Kerzen in einem Kranz auf den Tisch zu stellen und jeden Adventssonntag eine davon anzuzünden, das ist kein alter heidnischer Brauch. Alt und heidnisch ist dagegen der Brauch, in der Weihnachtszeit einer die Sonnengöttin verkörpernden jungen Frau einen mit Kerzen geschmückten Kranz aufs Haupte zu setzen; wir kennen das ja von der schwedischen Lucia, der Lichterbraut. Alt ist auch der Brauch, wenn man mit Immergrün und Äpfeln geschmückte Kränze in der Weihnachtszeit aufhängt; dieser Brauch ist aus England überliefert. Allerdings ohne Kerzen. Alt ist auch der Brauch der Weihnachtssonne, heute Weihnachtspyramide genannt, an der Kerzen stecken. Die Weihnachtssonne ist Sinnbild des Weltbaumes und der sich ewig drehenden Himmelsachse, umgeben von den durch Kerzen dargestellten Himmelslichtern. Statt der christlichen Figuren hatte man früher Reiter geschnitzt, welche sich auf der Weihnachtssonne drehten, als Sinnbild der Wilden Jagd, die zu Weihnachten eine wichtige Rolle spielt.
Nun, die Frage ist doch: Warum sollte J. H. Wichern aus heiterem Himmel einen Kerzenkranz aufgestellt haben? Er hätte ja auch einen Abreißkalender oder ähnliches nehmen können. Offenbar hat er mit "seiner" Idee doch aus der Volksüberlieferung geschöpft: Kranz - Jahresrad, nacheinander angezündete Lichter - Wiederkehr des Lichtes. Zum genau gegenüberliegenden Fest Mittsommer gibt es mehrere alte Lieder, die einen Kranz erwähnen, so eines von 1679 (Azwinischer Bogen):
>Jungfraun, kommet zu dem Reihen, kommet zu eim Ehrentanz! Tut euch all mit mir erfreuen, flechtet einen Sonnwendkranz ...<
Die Analogie Sonne - Kranz liegt ja nahe und sie besteht auch bei der Wintersonnenwende. Ein anderes Sonnwendlied zu Mittsomnmer ist noch deutlicher (Nicolaus Herman, Wittenberg 1562):
>Kommt her, ihr lieben Schwesterlein, an diesen Abendtanz. Laßt uns ein geistlich Liedelein singen um einen Kranz.<
Die Melodie ist Volksweise, wurde verwendet zu "Lobt Gott ihr Christen allzugleich", was auch als Weihnachtslied gesungen wird. Somit wurde ein Mittsommer-Kranzlied auf Weihnachten geändert; es lag nahe, auch die Kranzsymbolik mit zu übernehmen, zumal das dem Adventskranz zu Grunde liegende Holzrad, welches J. H. Wichern verwendete, aus dem Weihnachtsbrauchtum gut bekannt ist. Es ist ein sog. "Wepelrot", ein mit Gaben geschmüktes Rad, welches der Bursche seiner Liebsten ins Fenster warf. Es heißt bei den Rädern zu Weihnachten (W. Wägner, S. 385):
>In Konz an der Mosel trieb man ein mit Stroh umwundenes in Brand gestecktes Rad vermittels einer hindurch gesteckten Stange einen Berg hinab. Unter lautem Juben, lärmend und fackelschwingend folgte die Menge nach. Erlosch das Licht, bevor es in die Mosel rollte, so deutete man das auf ein gutes Weinjahr. Ein sogenanntes Wepelrod, d. h. ein mit Gaben verziertes Rad, warfen auch die Burschen ihren Mädchen ins Fenster.<
Auch findet der Kranz zu Weihnachten vielfach Verwendung, in siebenbürgischen Dörfern wurde während der Weihnachtswoche das "Kränzchenbinden" vorgenommen, also Kränze aus Immergrün geflochten und mit Kerzen besteckt, dazu wird gesungen und Rätsel geraten. Es ist wohl kaum anzunehmen, daß in Siebenbürgen der Adventrskranzbrauch des J.H. Wichern übernommen wurde. Auch im kaiserzeitlichen Rom wurden die Januarkalenden mit Kränzen und Maibäumen an den Häusern gefeiert. Die Bekränzung von Haus und Hausaltar mit Kränzen von Lorber und Pflanzengrün ist altbezeugte römische Sitte in den Januarkalenden.
Es scheint mir nach alledem eher so, daß die Kirche den heidnischen Brauch übernommen hat bzw. einen älteren Brauch, der in der Zeit des Protestantismus nicht mehr üblich war, wiederauflegte, ähnlich wie es ja für den Weihnachtsbaum auch belegt ist.
Es sind 4 Kerzen, als Wichern den Brauch wieder belebte, nahm er 24, für die 24 Tage des Dezember bis Weihnachten, später nahm man dazu vier größere Kerzen für die Sonntage. 24 Kerzen auf einem Kranz wird ziemlich eng und brandgefährlich, also wurde auf 4 Kerzen vereinfacht. Heute sehen wir oft Gestecke mit nur einer Kerze.
Ich habe noch nie einen Adventskranz mit 5 Kerzen gesehen. Es sind immer 4 Kerzen, und in neuester Zeit gibt es auch Gestecke mit nur 1 Kerze, wie ja Geza schrieb.
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Julkranz
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22.11.2018 22:02
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