Hallo

Ich bin auf eine Stelle bei Strabon gestoßen, der in seinem geographischen Geschichtswerk Geographica (7,2,3) eine interessante Sitte der Kimbern erzählt. Strabon selbst kommt aus Pontos und schloss sich später den Römern an. I der folgenden Stelle werden Priesterinnen Kriegsgefange opfern und dann aus ihren Eingeweiden und dem Blut weissagen.

Vielleicht könnt ihr mir die Frage beantworten, warum Kriegsgefange den Göttern geopfert wurden und warum man gerade Kriegsgefangene für Weissagungen benutzt hat?
Meine wörtliche Übersetzung steht unter dem griechischen Text.

1) ἔθος δέ τι τῶν Κίμβρων διηγοῦνται τοιοῦτον, ὅτι ταῖς γυναιξὶν
2) αὐτῶν συστρατευούσαις παρηκολούθουν προμάντεις ἱέρειαι
3) πολιότριχες, λευχείμονες, καρπασίνας ἐφαπτίδας ἐπιπεπορπημέναι,
4) ζῶσμα χαλκοῦν ἔχουσαι, γυμνόποδες· τοῖς οὖν αἰχμαλώτοις διὰ τοῦ
5) στρατοπέδου συνήντων ξιφήρεις, καταστέψασαι δ᾽ αὐτοὺς ἦγον ἐπὶ
6) κρατῆρα χαλκοῦν ὅσον ἀμφορέων εἴκοσιν· εἶχον δὲ ἀναβάθραν, ἣν
7) ἀναβᾶσα * * ὑπερπετὴς τοῦ λέβητος ἐλαιμοτόμει ἕκαστον
8) μετεωρισθέντα· ἐκ δὲ τοῦ προχεομένου αἵματος εἰς τὸν κρατῆρα
9) μαντείαν τινὰ ἐποιοῦντο, ἄλλαι δὲ διασχίσασαι ἐσπλάγχνευον
10) ἀναφθεγγόμεναι νίκην τοῖς οἰκείοις. ἐν δὲ τοῖς ἀγῶσιν ἔτυπτον τὰς
11) βύρσας τὰς περιτεταμένας τοῖς γέρροις τῶν ἁρμαμαξῶν, ὥστ᾽
12) ἀποτελεῖσθαι ψόφον ἐξαίσιον.

Man erzählt (sie erzählen) aber irgendwie eine derartige Sitte der Kimbern, dass den Frauen von ihnen, die mit in den Krieg zogen, wahrsagende grauhaarige Priesterinnen folgten, die weiße Kleider, welche mit Spangen an den Gewandungen befestigt sind, und einen bronzenen Gurt trugen, und barfuß gingen.
Den Kriegsgefangenen nun begegneten sie im Heerlager bewaffnet (mit Schwertern), und sie führten (die Kriegsgefangenen), welche sie bekränzten, zu einem ehernen Kessel, der so groß wie 20 Amphoren war. Sie hatten eine Stufe, auf den (eine von ihnen) stieg ** Über den Kessel (hinaus) streckend schnitt sie jedem die Kehle durch, nachdem er hochgehoben wurde. Aus dem aber in den Kessel sich ergießendem Blut vollzogen sie irgendeine Wahrsagung, andere aber, indem sie den Körper aufschnitten, weissagten aus den Eingeweiden rufend mit lauter Stimme den Sieg ihren Anhängern. In den Kämpfen aber schlugen sie auf die Felle, die mit Flechtwerk der Wagen bespannt waren, so dass ein ungeheurer Lärm zustande gebracht wurde.

Viele Grüße
Hüter

Damals gab es noch keine Gefängnisse, daher wurden Gefangene entweder hingerichtet (=geopfert), geächtet oder mit einer Buße belegt. Da man Kriegsgefangene nicht frei herumlaufen lassen konnte, da sie sonst einen getötet hätten, wurden sie hingerichtet, also geopfert.

Man hätte sie aber auch laufen lassen können. So z.B. gab es auch überlebende römische Offiziere der Varusschlacht, die von den Germanen geopfert wurden.
Die Feinde konnten also sich sonst wieder dem Militär anschließen und in der nächsten Schlacht hatte man dann mehr Gegner?
Eine Weissagung hätte man doch mit Runen auch durchführen können oder gab es vorher ein Orakel, welches besagte, daß diese Gefangenen zu den Göttern sollen?

Gefährliche Kriegsgegner, die vielleicht sogar schon viele Menschen getötet hatten, ließ man nicht laufen; diese wurden hingerichtet.